SCHLOSS - LICHTSPIELE |
Montabaur
(Rheinland-Pfalz), Bahnhofstr. 5
eröffnet: | 1910 |
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geschlossen: | 2002 |
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Sitzplätze: | 250 (1925) - 256 /1950) - 299 (1953/1962) - 250 (1978) - 190 (1993) |
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Architekt: | |
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Betreiber: |
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Die "Schloß-Lichtspiele" waren
das langlebigste Kino der Stadt im Westerwald. Laut Kinoadressbüchern
schon 1910 eingerichtet, hielt sich das kleine Kino bis ins neue Jahrtausend. Das zweite Lichtspieltheater der Stadt Montabaur ging - wie auch das "Apollo" - aus einem Restaurationsbetrieb hervor. Schon vor der Jahrtausendwende 1900 gab es im Gebäude Bahnhofstraße 5 die Restauration des Karl Gerz. Zur Gaststätte gehörte damals ein „großer Festsaal“ und eine Kegelbahn. 1925 erwarb Martin Paffhausen das Gebäude, gleichzeitig übernahm er auch den Lichtspielbetrieb. Außerdem eröffnet er 1926 noch ein Elektrogeschäft. Das Kino blieb nunmehr 75 Jahre in Familienbesitz. Anlässlich der Tausendjahrfeier der Stadt Montabaur baute Martin Paffhausen den alten Festsaal zu einem modernen Kinosaal um, in dem nun auch die neu aufkommenden Tonfilme abgespielt werden können. Außerdem wurde moderne Abspielmaschinen installiert. Zuvor wurden die Stummfilme von einem kleinen Musikensemble, der „Kapelle Seel“ begleitet, oder der Besitzer, Martin Paffhausen begleitete schon mal selbst auf dem Klavier oder mit der Violine. Später wurden zu den Stummfilmen auch Schallplatten zur Tonuntermalung mitgeliefert, was jedoch gelegentlich zu Problemen führte. Da die Filmstreifen schon mal während des Abspielens rissen, mussten sie noch während der Vorstellung neu geschnitten und gelebt werden, sodass Filmhandlung und Tonwiedergabe danach nicht immer synchron liefen und zu Irritationen führte. Die Filmrollen, pro Film bis zu sechs Kassetten, wurden per Nachnahme an die Güterstation am Bahnhof Montabaur geliefert. Das Geld für die Nachnahmegebühr wurde nicht selten zuvor durch eine Sammlung bei den Kinobesuchern zusammengebracht. Als erster Tonfilm wurde im Lichtspieltheater Paffhausen am Samstag, dem 3. Mai 1930 der Operettenfilm „Ich glaub’ nie mehr an eine Frau...“ gezeigt. Die Hauptrolle in dem dramatischen Sängerfilm dieses frühen Tonfilms spielte Richard Tauber. In weiteren Hauptrollen waren Gustaf Gründgens, Paul Hörbiger, Werner Fütterer und Maria Matray zu sehen. Neben den Filmvorführungen wurde der Kinosaal auch von Vereinen und für Karnevalsveranstaltungen genutzt. Aber auch in diesem Saal wurden nationalsozialistische Propagandaveranstaltungen durchgeführt, denen sich M. Paffhausen nicht entziehen konnte. Nach dem zweiten Weltkrieg waren zunächst Veranstaltungen jeglicher Art durch die französischen Besatzungstruppen untersagt, die ihrerseits den Saal jedoch für ihre Truppenbetreuung nutzten. Erst vier Jahre nach Ende des Krieges, konnte Herr Paffhausen das Kino unter eigener Regie wieder eröffnen. Am Samstag, dem 8. August 1949 war es soweit. Die „Lichtspiele Montabaur M. und H. Paffhausen“ zeigte: „Scotland Yard greift ein“. ist ein Kriminalfilm aus dem Jahr 1944 von John Brahm mit Merle Oberon, George Sanders und Laird Cregar. Nachdem Sohn Rudolf Paffhausen gemeinsam mit seiner Frau Rosemarie den Betrieb übernommen hatten, wurde das Kino zu Beginn der siebziger Jahre noch einmal umfassend umgebaut und renoviert. Der Kinosaal erhielt gepolsterte Sitze, wodurch sich allerdings die Besucherzahl auf ca. 200 Sitzplätze verringerte. Mit der Zeit steigerte sich die Nachfrage nach luxuriöser Kinoatmosphäre. Um den Zeitgeist zu bedienen, wären erneut Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen notwendig gewesen. Aus bau- und verkehrstechnischen Gründen (u.a. Vorhaltung von Parkplätzen) konnten Paffhausen’s nicht expandieren, sodass man sich 2002 zur Schließung des traditionsreichen Lichtspielhaus entschließen musste. Die Gaststätte, die seit Ende der sechziger Jahre von der Schwester und dem Schwager, den Eheleuten Anneliese und Peter Lanschützer betrieben wurde, schloss zunächst ebenfalls. Die Gaststätte hat seit 75 Jahren im Wesentlichen die Einrichtung behalten. Bis vor einigen Jahren war der Schriftzug "Schloß-Lichtspiele" noch an der Fassade des Hauses befestigt. Heute lässt sich nur noch der Eingangsbereich erahnen, in dem sich ein Asia-Imbiss etabliert hat. Vielen Dank an Bernd Schrup (Stadtarchiv Montabaur) für die Informationen |
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zur Rheinland-Pfalz Liste zurück zur Startseite Datum der Erstellung/letztes Update: 21.12.2020 |