KAMMERLICHRSPIELE

Müncheberg (Brandenburg), Poststr. 57

eröffnet: 1921
geschlossen: ca.1991
Sitzplätze: 800 (1925) - 400 (1930/1950) - 210 (1990)
Architekt:
Betreiber: Ernst Dorst                                                 1921-1928
Otto Hejral, Schwedt Gf: Rudolf Hoffmann  1929-1931
Rudolf Hoffmann,, Schwedt                         1932-1937
Wendelin Merkel                                         1938-1949
VEB                                                            1949-1990
Oberländer Filmtheater GmbH                     1991

Ursprünglich war das Gebäude als Pferdeschlachterei erbaut worden. In einem ca. 30 Meter langen Saal fanden seit 1921 Kinovorstellungen statt.

Auf Inhaber Ernst Dorst folgte um 1930 Otto Hejral aus Schwedt mit dem Geschäftsführer  Rudolf Hoffmann. Während davor nur am Sonntag gespielt wurde, tat man es nun an zwei Tagen in der Woche. Rudolf Hoffmann wurde 1933 zum Inhaber, welcher schließlich täglich Filme präsentierte. 1938 übernahmen Wendelin und Waltraud Merkel die Kammerlichtspiele mit 400 Sitzplätzen, es gab nun vier bis fünf Öffnungstage wöchentlich. 1949 flüchteten sie in den Westen, zurück in ihre Heimat Gaggenau-Ottenau, und machten dort weiter Kino. Wie damals üblich folgte die Verstaatlichung der Kammerlichtspiele. Anfang der 90er Jahre kam das Ende wie bei einem Großteil der Kinos im Osten.

2005 wurde das Gebäude saniert und darin ein Wohlfühlzentrum mit Physiotherapie eröffnet.

Meine Erfahrungen mit den Kammerlichtspielen Müncheberg beschränken sich auf die Jahre 1980 bis 1982. Während dieser Zeit besuchte ich in vier Durchgängen die dortige Kommunale Berufsschule mit Internat als Lehrling Kfz-Elektromechaniker. Und abends, was sollte man weiter tun, ging man eben meist zu 19 Uhr ins Kino.

In der Poststraße 13 gelangte man durch einen Torbogen in einen schmalen Hof und konnte zur Linken an den Schaukästen eintreten. In dem flurähnlichen Vorraum war die Kasse, wo eine ältere Frau die Karten vertickte. Eine weitere Dame im etwas fortgeschrittenen Alter stand an der Türe zum Kinosaal und entwertete die Billetts. Nun im nicht sehr großen Saal  erspähte man links die vorhangverhüllte Leinwand. Aus den Lautsprechern dudelte immer dieselbe Musik, ich erinnere mich da an „Strohblumen, im Regen. Ich seh’ sie noch in deinem nassen Haar“.

Die Einheimischen stellten im Kino wohl eine Minderheit dar, die meisten Besucher entstammten meinem Internat oder jenem vom hiesigen Landtechnischen Instandsetzungswerk. Also größtenteils junge Leute.

Bei manchen Filmen zeigte sich der Saal gerammelt voll. Etwa bei dem westdeutschen Thriller „Fleisch“, der DEFA-Komödie „… und nächstes Jahr am Balaton“ oder „Der elektrische Reiter“ mit Robert Redford. Gleichfalls am 19.10.1981 zum Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“, der in zwei Vorstellungen lief. Von 15 bis 17.45 Uhr und nochmals ab 18 Uhr, der Eintritt kostete stolze zwei Mark.

Der Kinoprojektor, ein uraltes primitives Gerät, schmälerte nicht selten den Kinobesuch. Da war das Bild verschoben, es gab Pausen bei den Übergängen von einer Filmrolle auf die nächste oder der Film zerriß. Einmal machte der Projektor ganz schlapp und auf Bitten der Vorführerin halfen einige Lehrlinge, die das Vehikel tatsächlich wieder in Gang brachten.

Es kam auch mal vor, daß die energische Dame mitten im Film einige Schlingel hinauswarf, die rauchen wollten. Am 29.9.1981, vor Beginn des utopischen sowjetischen Streifens „Hotel zum verunglückten Bergsteiger“, ereignete sich ein Vorfall, in dessen Folge so einige Mädchen loskreischten. Denn eine kleine niedliche Maus rannte die Stuhlreihen entlang und sorgte für Aufmerksamkeit. Gerade als sie jemand totschlagen wollte, entkam der Nager durch ein Loch in den Dielen.

Das sind meine Erinnerungen bezüglich der Kammerlichtspiele Müncheberg. Nach zehn Jahren, am 29.5.1992, machte ich noch einmal einen Abstecher nach Müncheberg. Vieles hatte sich verändert, und auch das Kino existierte leider nicht mehr. Das Foto zeigt die Straßenansicht. 

Text: Matthias Salchow, Hohen Neuendorf



Vielen Dank an Matthias Salchow für die Bilder und Informationen.

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