MARMORHAUS |
München (Bayern), Leopoldstr. 35
eröffnet: | 23.12.1926 L26306 |
geschlossen: | 18.5.2006 |
Sitzplätze: | 535 (1930) - 649 (1958) - |
Architekt: | Ludwig Christian Lutz / Hans Eichinger - Martin Reichner (Wiederaufbau 1950) |
Betreiber: | Wilhelm
Sensburg
1926-1928 Sophie + Julius Sichel 1929-1930 Josef Schwarz + August Kittenbacher 1930-1933 K30130 Josef Schwarz + Berta Krämer 1933- 1944 Peter Seibt 1950 - 1975 Georg Reiss 1975-2006 |
1926 war in Schwabing ein wahrer Kinoboom ausgebrochen. Gleich 6 Filmtheater wurden in diesem Jahr neu eröffnet .In der kurzen Zeit von 52 Arbeitstagen baute Architekt Ludwig Christian Lutz für Wilhelm Sensburg das 530 Zuschauer fassende Lichtspieltheater in der Leopoldstraße. Wie bei den meisten Münchener Kinos handelte es sich um einen rückwärtigen Anbau an ein bestehendes Wohn- und Geschäftshaus. Die Baubehörde verlangte in dieser Zeit der Wohnungsknappheit meistens den Erhalt oder den Neubau von Wohnungen.
Im Eingangsbereich und im Inneren wurde als Baumaterial
Travertin eingesetzt - es handelte sich also um kein "echtes" Marmorhaus. Außen
erkannte man ein Forum mit 4 hohen Pfeilern.Das Kassenvestibül war von einer mit
Gold belegten Kuppel überdacht, das Kassenhäuschen und die Heizungsverkleidungen
waren aus Eichenholz. Der Bodenbelag in Stiftmosaik, der Elfenbeinton der Wände
und das indirekt erhellte Gold der Kuppel machten aus dem Foyer einen vornehmen
Repräsentationsraum. Der Zuschauerraum war mit einer Flachtonne überwölbt, die
Rautenförmig grau in grau mit Stuckprofilen und eingesetzten Leuchtflächen
aufgeteilt war. Der Fußboden war mit grauem Velour bespannt, die mit
seidenglänzenden, kaminroten Tekkotapeten belegten Wände waren von einem
halbelliptischen Gewölbe überdeckt. Dieses wurde durch die rhombisch aufgeteilte
Deckenbeleuchtung belebt. Das Kämpfergesims stützte sich auf Travertinpilastern
mit vergoldeten Kapitälen und Wandleuchtern. Die Farbe der Wände fand man auch
am Samtvorhang der golden umrahmten Bühne. Die mit rotem Samt gepolsterte
Bestuhlung wie auch die Ausgangstüren, die nach Norden in den breiten Seitenhof
führen , trugen das Rot des Mahagoni. L26309
Quelle
u.a:Münchener Neueste Nachrichten)
1944 wurde das Gebäude durch einen Luftangriff zerstört.
1950 wurde das Theater neu aufgebaut. Neuer Inhaber war
Peter Seibt, der 1945 von Breslau nach München kam und hier zunächst als
Treuhänder und dann als Pächter das Merkur-Filmtheater führte. Das mit
spiegelnden Marmorplatten ausgestattete Foyer mit seinen drei Kassen und einer
ovalen Glasdecke gab dem Theater seinen Namen. Ein geschickt angelegtes System
von Gängen leitete den Besucher in den 700 Plätze fassenden Zuschauerraum, bei
dem die Farben Braun und Rot dominierten. Im Saal lagen die mittleren Sitzreihen
am tiefsten und die vorderen stiegen allmählich wieder an. Die Sitze waren mit
einer cordsamtüberzogenen Polsterung versehen. Ein eigener Logenzugang zu den 30
Logensitzen ermöglichte diesen Platzinhabern einen gedrängefreien Zu- und
Abgang, während das Theater selbst durch acht breite Seitentüren in knapp zwei
Minuten geleert werden Konnte. Im Vorführraum standen zwei
Bauer-B-12-Projektoren mit Hochleistungsbogenlampen. Erster gezeigter Film war
"Melodie des Schicksals" Brigitte Horney und Fita Benkhoff entstiegen mit dem
Abspann den Vorhangfalten, um sich mit Blumen und Beifall für ihre Leistungen
danken zu lassen. N5103+09 E5102
Seibt leitete das Marmorhaus 25 Jahre lang bevor er die Disposition an die Reiss-Gruppe abgab. Diese erneuerte das Kino 1977 zum "Filmzentrum Schwabing" mit 4 Leinwänden.
2006 wurde das Traditionskino schließlich geschlossen, nachdem der Pachtvertrag nicht mehr verlängert wurde.
Ansicht 2005 |
Kasse 1950 (Bildquelle: Der Neue Film 3/1951) | Außenfront 1951 (Bildquelle: Filmwoche 48/1951) |