München (Bayern), Occamstr. 8
eröffnet: |
06.11.1948 |
geschlossen: |
28.02.1970 |
Sitzplätze: |
350 (1958) |
Architekt: |
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Betreiber: |
Grete
Burger 06.11.1948-Juli
1949
Fritz Falter
August1949-1970
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Das Hinterhof-Kino wurde im Verlauf seines 20-jährigem
Bestehens zu einer Institution für moderne Filmkunst ."Das Filmgeschäft ist
meistens doof . Die Filmkunst blüht im Hinterhof " dichtete Gunter Groll schon
1961 anlässlich des 10-jährigen Jubiläums als
Filmkunsttheater.
Das Vorbild
der ehemaligen Reprisentheater "Kurbel“ und "Kamera“ in Berlin wurde mit dem
"Studio" in München 1951 zum ersten Male verwirklicht.: Die "Occam-Lichtspiele“
im Herzen Schwabings waren bis zu Beginn dieses Jahres ein Kino wie rund 80
andere in
München.Die Räumlichkeiten waren zuvor als "Münchener
Lustspielhaus" genutzt worden und auch in den ersten Jahren als
"Occam_Lichtspiele" gab es abends Theatervorstellungen. N4829
Ende Februar
1951 ging ihr Besitzer, Fritz Falter, dazu über, jeweils dienstags bis
donnerstags unter dem Titel "Filmische Kostbarkeiten“ künstlerisch interessante
Filme im Normalprogramm zu zeigen, an die sich die große Mehrzahl der Münchner
Theater nur in Nachtvorstellungen heranwagten. Bei allen diesen Filmen
(„Orphee“, „La Belle et la Bete“, „Das Spiel ist aus“, „Le Amants du Pont St.
Jean“, „Unter den Brücken usw.) ergab sich von Tag zu Tag ein Ansteigen des
Besuches. Diese Erfahrungen und die Ermutigungen eines bekannten Münchner
Filmjournalisten veranlassten den mutigen Theaterbesitzer, nun auch über das
Wochenende Filme für das Elitepublikum zu spielen, das er durch seine
„filmischen Kostbarkeiten“ gewonnen hatte. Die Umstellung seines Spielplanes
brachte er in einer Umwandlung des Theaternamens in „Studio für Filmkunst“ zum
Ausdruck. Ein an 30 000 Schwabinger Haushaltungen verteilter Prospekt erklärte:
"Wir verlassen uns bei diesem in kommerzieller Hinsicht gewiss
gewagten Experiment auf die Freunde des künstlerischen Films, von denen wir
glauben, das sie gerade in Schwabing besonders zahlreich anzutreffen sind. Sie
sitzen bei uns zwar nicht in Polstersesseln, und die Brauerei-Architektur
unseres Kinos lässt sich auch nicht verleugnen. Wir glauben aber, daß das
Wesentliche in einem Kino die Filme sind. Ob alle Produktionen, die Sie bei uns
sehen, künstlerisch wertvoll sind, überlassen wir Ihrem Urteil. Auf alle Fälle
aber stehen sie formal oder inhaltlich über dem Durchschnitt der Konfektion, das
können wir Ihnen versprechen. Bei der Eröffnung des Studios mit Duviviers in
München noch nie gespielter „La belle Equipe“ (Die zünftige Bande) waren alle
Filmkritiker Münchens mit Gunter Groll an der Spitze und der Leiter der
„Tönenden Leinwand“, Friedrich Sauer, anwesend. Jeder wusste in einer
anschließenden Besprechung noch Ergänzungen zu dem Spielplan zu machen. Die
wichtigste Anregung, die dabei gegeben wurde, war die, den Spielplan wie beim
Sprechtheater zu gestalten, d. h. ein Repertoire-Theater zu machen, in dem
wertvolle Filme wieder kurzfristig erscheinen. Wir geben dem Münchner „Studio
für Filmkunst“ hier deshalb so viel Raum, weil wir glauben, dieser Versuch ist
es wert, auch in anderen Großstädten nachgeahmt zu werden. Nur auf diesem Wege
ist es möglich, das anspruchsvolle Publikum wieder zu regelmäßigen Kinobesuchern
zu machen. E5121
1970 kam das abrupte Ende . Die Münchener Spatenbrauerei
als Besitzer des Hauses kündigte den Mietvertrag - angeblich in Erwartung viel
höherer Mieten durch Umwandlung in einen gastronomischen Betrieb. Diese Aktion
fand damals ein großes Medienecho, was zu dieser Zeit - als Kinos reihenweise
geschlossen wurden - durchaus ungewöhnlich war. Anscheinend kam diese Idee aber
nie zur Ausführung - jedenfalls befindet sich heute in den Räumen ein Theater
.
Fritz Falter betreute danach weiterhin seine anderen
Kinos "Türkendolch" und "Isabella".
Einen Spiegel-Artikel über das Kino lesen Sie hier.
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Update: 24.03.2024 - © allekinos.com