BAHNHOF
- LICHTSPIELE |
München (Bayern),
Schillerstr. 3a
eröffnet: | 18.05.1929 |
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geschlossen: | 1944 |
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Sitzplätze: | 550 (1929) - 500 (1931) - 473 (1940) |
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Architekt: | Forstner |
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Betreiber: |
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Mit einer
Festvorstellung für geladene Gäste eröffnete am Pfingstsamstag Johann Nepomuk
Hausner sein vom Architekten Forstner in das Rückgebäude des Anwesens
Schiilerstraße 4 (Heute 3a) eingebautes neues Theater, die Bahnhof -Lichtspiele.
Das Gebäude an der Straßenfront wurde zum Eingangsbereich umgebaut. Herr
Hausner, einer der unternehmungslustigsten bayerischen Theaterbesitzer, betrieb
seine ersten Kinos in Landshut und hatte später in Augsburg, Bamberg und
Erlangen neue Theater geschaffen, die er inzwischen an andere Unternehmer
abgegeben hatte. Auch in München war er bereits einmal tätig: vier Jahre zuvor
hatte er hier den "Filmpalast" geschaffen, der dann von Herrn Sensburg, später
von der Emelka und 1929 wieder von Herrn Sensburg zusammen mit Herrn van Laak
übernommen wurde. Das Kino war als mittelgroßes Theater für Erst- und Zweitaufführungen aufgezogen, wie sie in München besonders beliebt waren, mit 550 Plätzen. davon 450 im Parterre, versenktem Orchester für eine zwölf Mann starke Kapelle usw. Der 29 Meter lange und zehn Meter breite Zuschauerraum, zu dem man durch eine in ruhigem Grün gehaltene geräumige Kassenhalle gelangte, war in schlichten gelbroten Tönen gehalten. Die Seitenwände wiesen eine sehr diskrete figürliche Ornamentik auf, den Übergang zur flachen Decke bildete eine stark gestufte Folge von Hohlkehlen in rotbrauner Abtönung. Die ganz flache Bühne mit 4,5 x 6 Meter großer Projektionsfläche wurde von zwei stark profilierten Pfeilern in rötlichen Farben mit hohen Schmalfenstern flankiert, zwischen denen der in Rot gehaltene Vorhang zu guter Flächenwirkung kam. Das Ganze war wesentlich schlichter, aber in seiner ruhigen Verhaltenheit und farbigen Diskretion nicht minder geschmackvoll als die meisten neueren Theater mit ihrer lebhaften Farbigkeit und reicheren Ornamentik. Auch bei der Beleuchtungsanlage war hier vom üblich Modernen (indirektes Licht, Stimmungsbeleuchtung usw.) abgegangen worden: sechs Messinglüster von materialechter Formgebung spendeten mit je zwölf Lampen dem,Raum ein hinreichend helles, aber nicht grelles Licht. Die Straßenfront, von zwei weithin sichtbaren senkrecht angeordneten Lichtinschriften flankiert, gab sich in kräftigem Grün und wirkte ebenfalls durch organische Gliederung und verhaltene Formensprache recht eindrucksvoll. Für die Projektion wurden zwei Ernemann-Imperator neuesten Typus aufgestellt, wie auch sonst die technischen Einrichtungen des Hauses, insonderheit die elektrischen Anlagen, in jeder Hinsicht das Modernste auf diesem Gebiet darstcllen. Das Parterre stieg trotz der Tiefe des Raumes nicht nach rückwärts an, dafür wurde die Projektionsfläche sehr hoch angeordnet, während die Galerie eine geringe Steigung aufwies. Die Eröffnungsvorstellung, von dem aus Heidelberg gekommenen Kapellmeister Rudolf Mayer mit der „Ouvertüre Raymond" von Thomas eingeleitet, brachte die Münchner Erstaufführung des Films "Schwarzwaldkinder - Die von der Scholle sind", in dem Steinrück eine seiner letzten großen Charaktergestaltungen gab. Für den am Erscheinen verhinderten Herrn Sensburg hielt Dr. Werner Kielte die Festansprache, in der er auf den Mut hinwies, in dieser für den deutschen Film so kritischen Zetl ein neues Theater zu eröffnen. Der Besitzer des Hauses habe jedoch nicht nur Mut. sondern auch einen guten Blick für noch nicht genutzte Chancen, und bei seinem bekannten Glück und der außerordentlich günstigen Lage des Theaters in nächster Nähe des Münchener Hauptbahnhofes dürfe man dem neuen Kino wohl eine gute Entwicklung voraussagen. Mit besonderem Nachdruck wies der Redner auch darauf bin. das Herr Hausner neben dem Spielfilm auch den grollen Kultur- und Lehrfilm entschieden pflegen wolle und bereits in den ersten Tagen Sondervorstellungen mit dem Film "Die Alpen" mache. Es sprach dann noch Fräulein Ceuta Hausner einen Prolog in Versen, und dann blendete das erste Lichtspiel im neuen Hause auf. Mit einer Feier in engerem Kreise fand der Tag seinen gemütlichen Ausklang. L29122 Das Kino wurde bei einem Luftangriff 1044 zerstört. Nach dem Krieg gab es mit dem "Schiller-Filmtheater" im Nachbargebäude ein Nachfolgekino. |
zzurück zur München-Liste Datum der Erstellung/letztes Update: 16.11.2020 |