Die "Lipali" waren eines der ersten Münchner
Lichtspieltheater. Schon ab März oder spätestens April (laut dem Buch
"Für ein Zehnerl ins Paradies" 1906 flimmerten in dem zunächst
"Weltkino" genannten, kleinen Theater an der Kaufinger Straße, einer
der Hauptgeschäftsstraßen der Innenstadt, Bilder über die Leinwand.
Damals pflegte man fast ausschließlich den Abenteuer- und Wildwestfilm.
Zunächst wurde das Kino von den überregionalen
"Welt-Kinematograph"-Pionieren aus Freiburg betrieben. Darauf folgte
der Münchner Platzhirsch Wilhelm Sensburg, welcher das Theater
1918 wieder verkaufte, um ab 1922 erneut einzusteigen. Als dann
mit der Entwicklung der Filmindustrie andere Themen aufkamen, der
theatermäßige und schließlich der eigen-gesetzliche künstlerische Film
aufkamen, ließen sich die Besitzer des nun "Passage-Lichtspiele“
genannten Hauses auf den Wettbewerb auf diesem Felde gar nicht erst
ein. Sie spielten weiter Wildwest- und Abenteuerfilme und fuhren damit
nicht schlecht. Später wurde das Theater in „ Lipali “
(Liebfrauen-Passage-Lichtspiele") umgetauft. Aber der neue Besitzer,
Herr Bernhard Weinmann, setzte gleichwohl die Tradition des Hauses
fort. Auch er spielte Tom Mix-, Aldini- und Fred Thomson-Filme. Die
"Gebildeten“ im Bereich des Films lächelten wohl ein wenig über dieses
altmodische Kino, das so gar nicht mit der Zeit gehen wollte, aber die
„Lipali" waren nach wie vor erfolgreich. Und seit dem Aufkommen des
Tonfilms war etwas Eigenartiges zu beobachten: man lächelte nicht
mehr, man fand es sehr Interessant und lobenswert, das da dem
abenteuerlich-romantischen Film alter Art doch noch eine Stätte
geblieben war, und immer häufiger konnte man jetzt unter den treuen
Stammkunden des Theaters aus den Arbeitervorstädten Intellektuelle
entdecken, die durchaus nicht etwa der „Gaudii“ wegen hierher gingen,
sondern aus einem sehr ernsten Filminteresse heraus. Wobei Herr
Weinmann den neuen Wegen der Filmkunst sogar lebhaftes Interesse
entgegenbrachte und einmal sogar als einziger Münchner
Theaterbesitzer einen ausgesprochenen Avantgardefilm zu spielte.
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Das kleine Ladenkino hielt sich bis zu seiner Zerstörung im zweiten
Weltkrieg.
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