Bei den 1927 eröffneten
"Merkur-Lichtspielen" verzichtete die ausführende Baufirma Heilmann
& Littmann auf allen übermäßigen Prunk. In seiner äußeren
Formgebung gab sich der zweistöckige, an einer Straßenkreuzung mit zwei
breiten Fronten sehr günstig gelegene Bau in der ruhigen
Gliederung seiner Flächen als gediegenes Lichtspielhaus für die breiten
Massen eines kleinbürgerlich-proletarischen Stadtviertels. Die
Eintrittspreise waren mit 60 Pfennig bis 2 Mark für Münchener
Verhältnisse moderat. Im Inneren, das man durch eine geräumige, mit
dekorativen Wandmalereien versehene Kassenhalle betrat, fiel zunächst
auf, das der Saal verhältnismäßig breit angelegt war und der Rang
außerordentlich weit vorsprang. Dadurch wurde erreicht, das die
Zuschauer (750 im Parkett einschließlich Logen an der Rückwand, 300 im
Rang) auch in den rückwärtigen Reihen nicht gar zu großen Abstand von
der Projektionsfläche hatten. Die Ausstattung des Zuschauerraums
vermied alles aufdringlich Luxuriöse. Die Wandbemalung war auf einen
ruhigen Wechsel von Goldbraun und Grau abgestimmt, der nur in der
Umrahmung der Bühne in eine etwas lebhaftere Ornamentik überging und
mit dem stumpfen Blau des Bühnenvorhangs eine harmonische Farbwirkung
ergab. Die Vorführerkabine lag überhöht hinter den letzten Rangreihen
und war mit zwei Hahn-Goertz- Apparaten ausgestattet. Zum Zeitpunkt der
Eröffnung waren die "Merkur-Lichtspiele" das zweitgrößte Münchener Kino.
Die feierliche Eröffnung des Hauses wurde vom Hausorchester unter der
Leitung von K. Bartmann mit Beethovens "Egmont"-Ouvertüre eingeleitet.
Als Hauptfilm wurde "Kinderseelen klagen euch an" von Kurt
Bernhardt (der später nach seiner Flucht vor den Nazis in Frankreich
filmte, bevor er als Curtis Bernhardt in den Staaten Karriere machte)
mit großem Anklang beim Publikum gezeigt. L2791
Nach dem Krieg waren weiterhin Frieda und Oskar Riedel (mit wechselnden
Partnern) die Betreiber. Satt "Merkur-Lichtspiele" war jetzt vom
"Merkur-Filmtheater" die Rede. 1952 wurde der Vorführraum nochmals
erneuert und mit zwei Ernemann x-Projektoren ausgestattet. W5232
1962 war dann Schluss. Bis in die 80er
zog ein Lebensmittelmarkt in das Gebäude ein, ehe der Abbruch erfolgte.