München (Bayern), Weinstr. 8
eröffnet: |
19.01.1920 - 14.04.1949 (Wiedereröffnung)
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geschlossen: |
4.4.1971 |
Sitzplätze: |
750 (1920) - 669 (1929) - 730 (1930) - 680 (1950) - 671 (1967) |
Architekt: |
Albert Heilmann (1920) - Wiederanders (Renovieung 1929) - Emil Schuh (Wiederaufbau 1949) - Anton Ackermann (Umbau 1954)
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Betreiber: |
Ufa Gf: Carl Gabriel
1920-1928 Ufa
Gf:: Dir. Cleß
1928-1929 Filmbühne GmbH Fett & Weinschenk, Berlin Gf: August Weinschenk 1930-1932 Immobilien-Ges.
München-Berlin AG Gf: Hans Sammler
1933 FTB
Pietzsch
1934-1944 geschlossen
1944-1949 Walter Bolz
1949-1953 Heilmann
& Littmann,
Gf: Werner Wotke
1953-1971
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Das Innenstadtkino wurde 1920 von Münchens Kinopionier
Carl Gabriel gegründet, der zu dieser Zeit seinen Theaterpark an die Ufa
übergab, um selbst als Geschäftsführer weiter zu fungieren. Eröffnungsfilm war
der Ufa-Film "Die Herrin der Welt". Treibende Kraft des Projekts war auch die
Baufirma Heilmann & Littmann, die nach dem Krieg das Kino mit Werner Wotke
als Geschäftsführer selbst betrieb. Die Bestuhlung bestand aus nachgeahmten
Mahagoni. Im Parkett befanden sich 500, im Rang 250 Sitze. Die Ausgänge führten
vom Parkett direkt auf die schmalen Seitenstraßen (Filserbräugasse,
Albertgasse).
Ende 1929 wurden die mittlerweile von den Herren Fett und
Weinschenk aus Berlin übernommenen "Rathaus-Lichtspiele" saniert und
präsentierten sich danach in vollkommen neuem Gewand.
Durch Beseitigung der
alten Logenkabinen wurde der Saal freigelegt und erweitert. Eine in
schwarzbraunen und hellbraunen Horizontalstreifen mit Chinamotiven in Gold
geführte Tapete trug weiterhin dazu bei, den erweiterten Raum wieder mit intimer
Wärme zu erfüllen. Der in hellem Scharlach gehaltene Vorhang gab einen
festlichen Akzent. Auch in Nebenräumen, Vorhalle und an der Straßenfront
herrschte nunmehr die moderne, hier streng sachlich gehaltene Formgebung vor.
Das Theater erhielt durch den Umbau 65 Platze mehr und zählte jetzt 730
Sitze.
1929/1930 wurden die alten Logenkabinen entfernt und die
Sitzplatzzahl um 65 Plätze auf 730 erhöht. Moderne Formgebung herrschte nun
vor. Das Orchester wurde von den "Luitpold-Lichtspielen", die bis
Faschingsende 1930 schlossen und als Ballsaal Verwendung fanden, übernommen. Es
war geplant, die Musiker auch fernerhin als Wechselorchester verwendet werden,
je nachdem in welchem Kino gerade kein Tonfilm lief. Die rasche Ausbreitung der
neuen Filmform dürfte solche Überlegungen aber bald überflüssig gemacht haben.
Der Hauptfilm des Wiedereröffnungsprogramms war der Piel- Film
"Sein bester Freund". K3026
Im Sommer 1930 wurde das Kino Opfer eines
Raubüberfalls. Als die Kassiererin - Frau Neumaier Sonntag abends das Kino
verließ, um die Tageskasse mit über 900 Mark zum Hauptbüro der
Weinschenk-Theater in den "Luitpold-Lichtspielen" hinüberzutragen, wurde sie
gleich nach dem Verlassen des Hauses überfallen. In einer stillen Seitenstraße,
de sie zu passieren hatte, fielen zwei junge Burschen i Alter von Anfang 20 über
sie her, von denen sie einer mit einer solchen Gewalt zu Boden schlug, das sie
sofort bewusstlos war, während der zweite den Handkoffer mit dem Geld ergriff
und damit das Weite suchte. Als Frau Neumaier wieder zu sich kam, waren die
beiden nicht mehr zu sehen und die sofort von Passanten aufgenommene Verfolgung
blieb erfolglos. Auch die polizeilichen Nachforschungen verliefen im
Sande. L30181
Im Januar 1945 brannte das Kino nach einem Bombenangriff restlos aus,
nachdem es auch in den Monaten zuvor schon mehrere Male kleinere Schäden gab,
die aber behoben werden konnten.
Der ursprünglich in Form einer Passage in
den Zuschauerraum führende Eingang war nun nach links verlegt und der vom
Münchener Rathaus vorbeiführenden Weinstraße durch eine noch im Ausbau
begriffene Arkade gestaltet worden.
Das Kino präsentierte sich in der Fassade
zurückhaltend. Der Zugang zum Filmtheater war durch ein beleuchtetes Vordach mit
dem Kinonamen gekennzeichnet, sowie durch zwei größere Lampen neben dem
Eingangsportal. Die Filmwerbung befand sich in dem 18 Meter landen und 3,5 m
breiten Wandelgang, den der Zuschauer durch ein schmiedeeisernes Portal an der
Weinstraße erreichte. Dort befand sich in einer Wandnische auch die Kasse..
Danach folgte die "Vorhalle" mit dem Aufgang zum Rang. Eine kleine Treppe führte
zu einer weiteren Vorhalle, von der der Besucher rechts zu den Logen oder
geradeaus ins Parkett gelangte.
Der Theaterraum selbst war hell gehalten und
mit einer drei Meter tiefen Bühne ausgestattet, zu deren beiden Seiten zwei
dekorativ wirkende Lichtorgeln angebracht waren. Die breite Bühne wurde durch
einen schweren Goldbrokatvorhang verdeckt, hinter dem ein zweiter Vorhang vor
der Leinwand gezogen war. Im Parkett fanden 536 Besucher Platz, der im
Halbkreis weit zurückschwingende Balkon fasste weitere 150 Gäste, von denen 32
in bequemen Polstersesseln in den Ranglogen sitzen konnten. Das Kino verfügte
über eine mit vielen Körpern gleichmäßig auf den ganzen Saal verteilte
Zentralheizung, eine an der Decke und den Seitenwänden eingebaute
Entlüftungsanlage und war mit Akustikplatten ausgelegt. Am rechten und linken
äußeren Ende des Balkons waren zwei Scheinwerfer aufgestellt,die bei Gastspielen
auf die Bühne strahlen konnten. Vor dem Eingang zum Balkon wurde ein Rang-Foyer
mit Buffet eingerichtet, das 30 warteten Besuchern in Sesseln vor kleinen
Tischen Platz bot. Die Bestuhlung bestand aus nachgeahmten Mahagoni. Erster
gespielter Film im wiederaufgebauten Haus war "Das Geheimnis der roten Katze".
Hauptdarsteller Heinz Rühmann sowie Gustav Knuth, Helmut Weiß,Trude Hesterberg,
Angelika Hauff und Werner Bochmann waren persönlich im Kino anwesend. Zweiter
Film war dann "Teufelskerle". W4934
1954 wurde
das Foyer erheblich vergrößert und hatte jetzt auch einen eigenen Ausgang für
die Gäste, die ihre Garderobe abgeben. Der Zuschauerraum wurde mit blauem Acella
bespannt und mit einer schallschluckenden Decke versehen. Breitwand und neue
Entlüftungsanlagen wurden eingebaut. Die Bauleitung hatte Architekt Ackermann.
N5466 E5433
Mit
den steigenden Mietpreisen in der City und dem Zuschauerschwund war in den
1970er-Jahren das Aus vorprogrammiert. Das Vermieten des Raumes an einen
Anbieter für Baby- und Kinderkleidung war lukrativer. Der letzte hier gezeigte
Film war "Die Frau des Priesters" mit Sophia Loren und Marcello
Mastroianni.

Balkon 1934 (Bildquelle: Film-Kurier 205/1934)
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Saal 1949 (Bildquelle: Filmwoche 33/1949)
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Premiere des Films "13 unter einem Hut" 1950 (Bildquelle: Filmecho 15/1950)
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Datum der Erstellung/letztes Update: 13.12.2022 - ©
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