SCHLOSSTHEATER

München (Bayern), Nymphenburger Str. 166

eröffnet: 23.12.1926 - 21.12.1950 (Wiedereröffnung)  L2557
geschlossen: 1960
Sitzplätze: 850 (1928) - 700 (1937) - 1019 (1951) - 1002 (1959)
Architekt: Oswald Schiller (1926), Sepp Ruf, München (Neubau 1950)
Betreiber:
Wilhelm Kraus
Josef u. Carola Schrimpf
1926-16.07.1944
1950-1960
                                                                                                                                                     

1926 eröffnete eines der größten Filmtheater Neuhausens am Rotkreuzplatz: Das Schlosstheater, vorher Landhaus und Villa (Bau im Jahr 1879). Der alten Villa wurde eine Säulenkolonnade mit 8 Säulen und großen Kandelabern und Freitreppen vorgebaut. Am Fries des Portikus war die Filmwerbung zu sehen. Ansonsten wurde das Haus in seinem ursprünglichen, dem Ensemble des Rotkreuzplatzes entsprechenden Zustand belassen. In der Längsachse des Erdgeschosses wurde die Kassenhalle eingerichtet, die durch drei große Flügeltüren erreichbar war. Der übrige Teil des alten Gebäudes diente als Büro etc.  An der Rückseite wurde ein zweigeschossiger Zwischenbau angebaut, der als Foyer diente und über eine Differenztreppe mit dem Kassenraum verbunden war. Daran setzte man den eigentlichen Theaterraum, der 28 m lang, 16 m breit und von einem 12 m hohen, dreigeteilten Kuppelgewölbe gekrönt. Er war durch eine dreiteilige Pendeltür mit dem Foyer verbunden. Der Saal war in Hellrot mit Weiß, Gold, Silber und fraise-goldenem Vorhang gehalten. Einige aufgesetzte Ornamente über den Türen und an der Rangbrüstung sowie vermehrt am Bühnenrahmen belebten den Raum. Der Saal nahm mit seinen geschwungenen Logenabschlüssen eine fast ovale Form ein. Eigenwillig waren die nach vorne ansteigenden Sitzreihen, die gute Sicht auf die höher als sonst üblich hängenden, 6 x 4,5m großen Leinwand ermöglichten. Eine direkte Treppe führte zu den Empore-Plätzen über eine weitere Wartehalle mit kreisrundem Oberlicht und reichem Bronzegitter. Ein eigener Logengang führte zu den mit Fauteuils ausgestatteten, bequemen Logen, die unter kleinen, goldenen Kuppeln mit indirektem Licht wie Schmuckkästchen anmuteten. Im großangelegten Vorführraum standen zwei Mechau-Vorführautomaten.
Der Saal war indirekt beleuchtet. Äußerlich war der Bau, da nicht an der Straße gelegen, äußerst schmucklos. Er wurde mit weit heruntergezogenem Walmdach konstruiert. Zur Eröffnung lief der historische Marinefilm "Unsere Emden". L26310
Quellle u.a: Für ein Zehnerl ins Paradies, Dölling&Galitz Verlag

Das Gebäude wurde 1944 zerstört und 1950 innerhalb von 4 Monaten wieder aufgebaut. Im Dezember wurde es mit dem Film "Skandal in der Botschaft" wiedereröffnet.
Eine gläserne Außenfront gab dem Kino ein apartes und modernes Gesicht. In der Mitte der nachts durch Neonlicht weithin strahlenden Straßenfront befand sich der Zugang zu einer großen, mit Marmor getäfelten Kassenhalle. Durch ein geräumiges Foyer betrat man das Theater, das in warmen Ockertönen gehalten war. Eine Kassettendecke sowie gekrümmte Seitenwände  (Entwurf: Professor Wintergerst, TH München) sorgten für eine einwandfreie Akustik. Indirektes Licht erhellte die Räume, große Wandleuchten fügten sich in die Architektur des Raumes ein. Die Wände hatten einen Sockel aus Schälbirke, um dann in konkav gekrümmte, mit Ocker verputzten Schwingungen überzugehen. Die Bühne nahm die ganze Breite des Raumes ein und wich von den bisher üblichen Bühnen insofern ab, als der Vorhang, der bis zur Decke reichte, mit der Ziehvorrichtung über der Decke konstruiert war. Ihre Tiefe und ihre doppelten Vorhänge gestatteten eine Nutzung auch für andere Veranstaltungsformen. Im Vorführraum wurde ein Philips VI-Bildwerfer eingebaut. N5102 E5102
Im Zuge einer Neugestaltung 1954 nahmen die Besitzer J. & C. Schrimpf den Einbau einer CinemaScope-Bildwand mit motorisch-gesteuerter Abdeckung für alle Bildverhältnisse vor.. Die vorhandene neueste Philips-Bild- und Tonanlage wurde durch eine Philips 4-fach Magnetton-Einrichtung und die Entsprechenden Zusätze für CinemaScope und alle Panorama-Systeme ersetzt. Die Projektionswand maß 5 x 12 m und konnte ohne bauliche Änderung bequem aufgestellt werden. Die Bühne selbst wurde im Zuge dieser Neugestaltung auf 8 m Tiefe und 16 m Breite errichtet. Erwähnenswert ist, das die Entfernung von der 1. Sitzreihe zur Bildmitte etwa 10 m beträgt. N5438
1960 wurde das Kino geschlossen- nicht wegen Besuchermangel, sondern wegen der höheren Einnahmen durch Vermietung an einen Lebensmittelkonzern.  Heute ist in dem Gebäude der Supermarkt Edeka und die Hypo-Vereinsbank untergebracht.



Ansicht 1950 (Bildquelle: Der Neue Film 2/1951)
  Treppenhaus 1951 (Bildquelle: Filmecho 52/1951)



Ansichten 2022 - Vielen Dank an Susanne Bauda für die Bilder!


Weitere Fotos finden Sie hier, hier,und hier

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Datum der Erstellung/letztes Update: 27.04.2022