Der "Phoebus-Palast" wurde im
Oktober 1927 eröffnet. Der vorbildliche Theater-Neubau wurde von Archtekt Ludwig
Ruff nach Entwürfen und unter Leitung des Direktors Oliver gestaltet.
Bei
der Premierenvorstellung kam schon die eingebaute Wurlitzer-Orgel zum Einsatz.
Eröffnungsfilm war der Sternberg-Film "Die Hose", nachdem der Phoebus-Film "Die
Meister von Nürnberg" keine Aufführungsgenehmigung bekommen hatte, was zu
kontroversen Diskussionen führte. "Die Hose", eine blutige Satire auf deutsches
Spießertum, war als Revanche gedacht, um den Kritikern der "Meistersinger" den
Spiegel vorzuhalten. L27244
K271078
Im Februar 1945 wurde
das Kino durch Kriegseinwirkung zerstört.
Der Ausbau des ehemaligen
Parkett-Foyers zum "Kleinen Haus", einem Saal mit 425 Plätzen, das die Tradition
des Vorkriegspalastes durch besondere Spielplangestaltung fortsetzte, erfolgte
im Dezember 1948.
1952 wurde dann der große Saal wieder aufgebaut. Die
Grundgestaltung entstammte einer Idee des Vorstandsmitgliedes der "Grundwert
AG", Hamburg, Direktor Maximilian Reisinger, der in gemeinsamer Zusammenarbeit
mit Nürnbergs bewährtem Filmtheaterarchitekten Ludwig Amann die Pläne für den
Neubau entwarf. Durch einen neonbeleuchteten Arkadengang gelangte der
Besucher durch den repräsentativen, neugestalteten Theatereingang mit einem
weiten Vordach in die marmorverkleidete Kassenhalle. Ein elegant ausgestattetes
Foyer mit dekorativer, freitragender Marmortreppe zum Balkon und den Balkonlogen
schloss sich an. In beiden Etagen befanden sich geräumige Garderoben. Die 10
x 8 m große Bühne, ausgestattet mit allen erdenklichen Beleuchtungseffekten,
wurde von einem dunkelgrünen Hauptvorhang zum Theatersaal hin abgeschlossen.
Mittelpunkt des Zuschauerraums war ein Dekorationsschiff mit vielfältigen
Lichteffekten innerhalb einer indirekt beleuchteten Lichtkuppel. Die über 1000
amphitheatrisch ansteigenden Sitze gewährten gute Sicht zur Leinwand. Eine
besondere Attraktion stellte die neuartige Polychord-Konzert-Orgel
von den Apparatewerken Dachau dar.
Von besonderem Interesse für die Fachwelt
war die technische und elektrotechnische Einrichtung. Im Vorführraum standen
zwei Zeiss-Ikon-Bildton-Projektoren Ernemann X mit Tonfilmverstärker und
Lautsprecherarmaturen Uniphon X. Auch für plastischen Film und
Fernsehübertragungen wurden Voraussetzungen geschaffen. Ein 200
KVA-Transformator diente der Speisung des "Großen Hauses" über eine
Hauptverteilertafel im Schaltraum. Von dieser wurden fünf weitere Schalttafeln
versorgt. Im Hauptschaltraum waren die vier Verdunklergeräte mit je rund 15 KW
Leistung montiert, die vom Vorführraum mittels Druckknöpfen gesteuert wurden.
Insgesamt wurden ca. 20 km Leitungsdraht verlegt und rund 1700 Glühbirnen
eingebaut. 300 Sicherungen auf den einzelnen Schalttafeln gewährten die
Sicherheit der gesamten Anlage. Ludwig van Beethovens Ouvertüre "Weihe des
Hauses" gab den Auftakt zur festlichen Eröffnungsvorstellung mit viel Prominenz
wie dem Regierungspräsidenten für Mittelfranken, Hans Schregie, dem Nürnberger
Oberbürgermeister Bärenreuther und Polizeipräsident Leo Stahl. Die neue Orgel
leitete mit festlichen Klängen über zum Eröffnungsfilm "Im weißen Rößl". W5301 E5303
Ende 1953
wurde das "Kleine Haus" völlig renoviert und zu einem Schmuckkästchen
umgestaltet. Zur Neueröffnung lief “Don Camillo's Rückkehr N5372
Der
dritte Saal wurde 1954 eingebaut und im September des Jahres eröffnet. Das
"Non-Stop-Theater im Phoebus" entstand im Raum des früheren
Phoebus-Theater-Cafés über dem jetzigen Kleinen Haus nach den Plänen von
Chefarchitekt Dr. Maximilian Reissinger. Das neue Haus wollte kein
Aktualitätenkino-Programm spielen, sondern mit Betonung auserlesene Kulturfilme
zeigen. Jedes Programm enthielt drei Kulturfilme, einen Zeichentrickfilm und
eine Wochenschau.. Der rechteckig angelegte Theaterraum im ersten Stock fasste
320 Plätze. Mit seinem ansteigenden Parkett, seinen mit Elastik überzogenen
Sitzen und den beiden breiten Stiegen, die direkt von der Straße ins Foyer
führten, zählet das neue Theater zu den bestausgestatteten Non-Stop-Theater im
Bundesgebiet. Im Bildwerferraum stehen Ernemann X-Projektoren So ergab sich dann
in Nürnberg die damalige Seltenheit, das sich drei Filmtheater unter einem Dach
befanden. N5440+92 E5441
Ende 1954 wurde das "Kleine Haus"
erneut modernisiert. Es erhielt. hochgepolsterte Bestuhlung mit Acella-Bezügen
in Beige-Gold-Prägung , moderne Beleuchtungskörper in den Logen (Fa.
Schratzenstaller, München), zusätzliche Lichtvouten an der Saaldecke sowie ein
neues Bühnenportal. N5503 E5504
Zur Jahreswende 1955/1956 wurde das
"Non-Stop-Theater" in ein Studio- Filmtheater verwandelt, das - auf CinemaScope
umgestellt - sich ausschließlich der Pflege des international anerkannten
künstlerischen Films widmen wollte. Unter der Leitung der Direktoren Hierl und
Zimmermann wurde das Studio mit dem Film „Der verlorene Kontinent" eröffnet. Das
"Kleine Haus" erhielt neue Philips-Maschinen. N5604+10
Im Rahmen einer der
Phoebus-Palast-Tradition entsprechenden festlichen Stunde wurde das völlig
erneuerte, innenarchitektonisch verschönte und technisch verbesserte „Studio"
1958 vor geladenen Gästen und der Presse eröffnet. Direktor Hierl gab einen
knappen Rückblick auf die bisherige Geschichte des dritten Theaters innerhalb
der Phoebus-Palast-Betriebe, das, ursprünglich als Wochenschautheater betrieben,
seit zwei Jahren als Studio beachtliche Resonanz bei einem anspruchsvollen
Publikum gefunden hat Seine in der avantgardistischen und auf einer allgemein
künstlerisch gehobenen Linie liegenden Filme entsprechen den deutlich
verfolgbaren steigenden Ansprüchen des Publikums. In der Innenausstattung fiel
eine neue Velvet-Bespannung der Wände auf, womit durch Dämpfung des Tones,
zusammen mit einer neuen Lautsprecher-Anlage (Tonveredlung und Anheben der Höhen
war ihre besondere Aufgabe), eine unverkennbare akustische Verbesserung erreicht
wurde. Mit einem neuen Bühnenvorhang und einer sehr dezent-indirekten
Beleuchtung gehörte das Phoebus-Studio nunmehr zur Extraklasse. Davon konnte
sich das Publikum bei der Vorführung des Filmes "Bolschoi Ballett" überzeugen.
N5869
Die kaum
enden wollenden Erneuerungen und Verbesserungen in den 1950er-Jahren lassen die
Rentabilität und Umsatzstärke der zentralen städtischen Großtheater in dieser
Zeit erahnen.
Einen Artikel über das Lichtspieltheater finden Sie
hier.
Dabei ist zu beachten, daß das Wiedereröffnungsdatum 1952 nur
für das große Haus gilt - das kleine Haus spielte seit 1948 - das "Studio" kam als
"Non-Stop-Filmtheater im Phöbus-Palast" Ende 1955
hinzu