ZIEGELHOF LICHTSPIELE |
Oldenburg (Niedersachsen), Friedhofsweg 15
eröffnet: | 04.11.1949 |
geschlossen: | 2000 |
Sitzplätze: | 878 (1949) - 878 + 198 (1957) - ca.: 190 + 198 + 86 (2000) |
Architekt: | Pfeiffer (1949) - Reiners (Studio Z 1957) |
Betreiber: | Karl
Born
1949-1978 Horst Urhahn 1978-1995 Dr. Roßmann 1995-2000 |
Karl Born eröffnete das erste nach dem 2. Weltkrieg neu erbaute Kino am 4. November 1949 in dem ehemaligen kriegszerstörten Lokal „Ziegelhof“ am Friedhofsweg 15 mit 878 Plätzen für Theater, Musik und Film. Die Eröffnungsanzeige in der „NWZ“ vom gleichen Tag wirbt damit, dass sich der Weg lohnt (das Ziegelhof-Viertel war damals eher ländlich geprägt sowie etwas außerhalb der Stadt gelegen), da es sich bei dem Kino um das modernste und größte Erstaufführungstheater in Oldenburg handelte.
Der Bau
hatte eine ovale Form. Der Saal war zur Verbesserung der Akustik mit
Heraklit-Platten verkleidet. Die Bühne hatte die Ausmaße 9 x 12,5 m und
konnte auch für Theateraufführungen genutzt werden. Ebenso konnte er
für Hörfunk- Aufzeichnungen und Übertragungen des NWDR
(Nordwestdeutscher Rundfunk), dessen Studio sich auf dem
Nachbargrundstück befand (bzw. heute unter der Bezeichnung „NDR“
befindet), verwendet werden. W4974
In der Zeit vom 1951 bis 1954 betrieb Born in den Sommermonaten auch das „Freilichtkino Ziegelhof“ mit 900 Plätzen.
Bereits
ab 1955 liefen in dem Saal die ersten CinemaScope-Filme. Zur gleichen
Zeit hatte Born einen neuen Projektor gekauft. Das besondere an dieser
Maschine war das aufmontierte „4-Kanal-Magnettongerät“, das durch den
Betrieb von vier Lautsprechergruppen (Mitte, Rechts, Links und
Effektkanal) einen räumlichen Klang erzeugen konnte: Geräusche, Sprache
und Musik konnten nun räumlich ortbar wiedergegeben werden. Diese
Technik setzte sich nicht flächendeckend durch, da aufgrund der
Empfindlichkeit der Tonspuren nur verhältnismäßig wenige spezielle
Filme entstanden. Aber immerhin wurde damit die Entwicklung
vorweggenommen, die sich erst ab 1975 mit veränderter Technik unter dem
Namen „Dolby Stereo“ durchsetzen konnte. W5539
Born
fühlte sich vor allem dem anspruchsvolleren Film verpflichtet; er war
Gründungs- und Vorstandsmitglied der „Gilde deutscher Filmkunsttheater“
und gab seinem Kino ab Anfang 1956 dem Beinamen „studio für filmkunst“.
W5250 W5505
Den
Wunsch nach einem Kinosaal, der dem anspruchsvollen Film dienen sollte,
erfüllte er sich im April 1957. Hierzu ließ er einen vorhandenen
kleinen Saal zum Kino „studio Z“ mit 198 Plätzen und
CinemaScope-Leinwand umbauen. So entstand das erste Kino in Oldenburg
mit zwei Sälen in einem Haus. Eröffnungsfilme waren der französische
Kinder-Kurzfilm "Roter Ballon" und die italienisch-japanische
Co-Produktion "Butterfly". Das Abendprogramm begann übrigens mit der
"Tagesschau", was damals noch Sinn machte, da nur wenige Haushalte
einen eigenen Fernseher besaßen. W5717 N5731
Doch auch andere technische Neuerungen warteten hier auf die Zuschauer: Am 2. April 1957 wirbt er in der „NWZ“ für die Großprojektion der Fernsehübertragung des Fußballspiels Deutschland gegen die Niederlande.
Als Born
1978 in den Ruhestand ging, übernahm Horst Urhahn auch die
„Ziegelhof-Lichtspiele“. Dadurch stieg er zum Oldenburger
Kinomonopolisten auf; hatte er doch 1976 die „Wall-Lichtspiele“ und im
darauf folgenden Jahr die „Kreyenbrücker Lichtspiele“, wenn auch etwa
nur ein Jahr lang, gepachtet.
Ende 1978 wurden die „Ziegelhof-Lichtspiele“ für sechs Wochen geschlossen, der große Saal wurde in die zwei Kinos „Atelier“ mit 200 Plätzen und „Oscar“ mit 70 Sesseln geteilt (im hinteren Teil des großen Saals entstand das kleinere Kino); das „studio Z“ blieb unverändert. Die beiden neuen Säle eröffneten als Service- Verzehr und Raucherkinos; der Hauptfilm wurde kurz unterbrochen, damit die Kinozuschauer Getränke aus dem Servicewagen kaufen konnten, das Rauchen war während der ganzen Vorführung erlaubt.
1995 wurde das Kinocenter von Dr. Roßmann ("Casablanca", "Wall") übernommen. Ab sofort sollten die drei Kinos zum Abspielen "guter Unterhaltungsfilme" und zum Nachspielen von Filmen aus den beiden anderen Kinos dienen.
Mit der
Eröffnung des Multiplex setzte hier die befürchtete Besucherabwanderung
ein, so dass die „Ziegelhof-Lichtspiele“ am 13. Dezember 2000
schlossen. Später wurde das ehemalige Ausflugslokal wieder in eine
Gaststätte umfunktioniert. Doch auch diese Verwendung scheint sich
nicht rentiert zu haben, seit 2004 befindet sich hier der „FitnessTreff
Ziegelhof“.
Historische
Fotos und weitere Informationen finden Sie hier.
"Studio Z" zur Eröffnung 1956 (Bildquelle: Filmwoche25/1957)
Quellennachweis:
Die Informationen zu den Oldenburger Kinos stammen aus meiner Diplomarbeit "Die Kinoentwicklung in der Region Oldenburg / Ostfriesland zwischen 1945 und 2004". Hier befinden sich auch die Angaben zu den von mir verwendeten Quellen. Als Grundlage dienten alte Filmtheater-Adressbücher, Zeitungsartikel der "NordWest-Zeitung" sowie "Protze, Judith 2004: "„Oldenburger Lichtspiele – Film- und Kinogeschichte(n) der Stadt Oldenburg“, Oldenburg: BIS-Verlag"
Stephan Bents
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Datum der Erstellung/letztes Update: 20.12.2024 - © allekinos.com