CAPITOL

Penig (Sachsen), Thierbacher Str. 11

eröffnet: 1928
geschlossen: 1992
Sitzplätze: 500 (1930) - 480 (1940/1950) - 429 (1991)
Architekt:  
Betreiber: Gustav Niepel jun.                                                                1928
Ernst Müller, Markneukirchen & Hans Schmidt,Waldheim    1929-1933
Gertrud Schmidt,spätere Müller                                            1934-ca.1945
Karl Kluge                                                                           1990-1992      

Das "Capitol" wurde 1928 auf Initiative von Gustav Niepel errichtet. Dieser hatte ursprünglich die Absicht, die in seinem Besitz befindlichen "Peniger Lichtspiele" zu vergrößern. Da diese Plan wegen neuer gesetzlicher Bestimmungen nicht durchführbar war, entschloss er sich zu einem Neubau. K281103

Anscheinend hatte er mit seinem neuen Projekt nicht viel Glück, denn schon im April 1929 berichtet "Der Kinematograph" erneut über die Eröffnung des Kinos, diesmal unter der Regie von Ernst Müller aus Markneukirchen und Hans Schmidt aus Waldheim. Ihnen erging es nicht besser. 1931 wurde ein Konkursverfahren gegen Schmidt eröffnet, aber die Familie konnte das Kino letztendlich doch weiter betreiben. K29192 K31125

Die späteren Besitzer und Betreiber der “Capitol” Lichtspiele waren bis 1945 die Familie Müller / Leube. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) sofort der Aufbau einer antifaschistisch-demokratischen Grundordnung. Alle betriebsfähigen Filmtheater konnten in Folge des Befehls Nr. 51 vom 4.9.1945 der SMA (Sowjetische Militär Administration) sofort im September 1945 den Spielbetrieb wieder aufnehmen.

Die Filmbereitstellung in der SBZ wurde durch Sovexportfilm GmbH Berlin, organisiert. Etwas später, etwa 1948 kam noch der DEFA Filmverleih (daraus wurde später der Progreß – Film – Vertrieb)dazu. Die bereitgestellten Filme, oft vor 1945 produziert, wurden vor dem erneuten Kinoeinsatz von den sowjetischen Behörden überprüft. Von etwa 1949 an,ging das „CAPITOL PENIG“ in die Verantwortung der neu gegründeten Vereinigung Volkseigener Lichtspieltheater, Land Sachsen (VVL) über. Am 1. Januar 1953 wurden in der gesamten DDR die VE – Kreislichtspielbetrieb (K) für Kreis, kurz: KLB, gegründet. Das „Capitol Penig“ gehörte nun zum KLB Rochlitz, dessen übergeordnetes staatliches Organ, zuerst die Komitees für Filmwesen der jeweiligen Kreise und Bezirke waren. Von 1945 bis etwa 1975 war die verdienstvolle Mitarbeiterin Frau Ilse Leube als arrangierte Filmtheaterleiterin tätig. Ihr folgten als Filmtheaterleiter, Herr Jürgen Schäfer und später Herr Horst Troll. Für den staatlichen Filmeinsatz waren die Verwaltungen vom VEB Progress – Film – Vertrieb mit Sitz in den jeweiligen Bezirksstädten, verantwortlich. Hier wurden auch die Filme für die einzelnen Kinos terminiert, es gab in jedem Bezirk ein Filmlager, der reibungslose Filmtransport zu den Filmtheatern erfolgte ausschließlich mit der Deutschen Reichsbahn, die Filmtransportkisten aus Blech, wurden mit einem roten „V“ gekennzeichnet, das bedeutete VERGLEICHSGUT und hatte absoluten Vorrang beim Weitertransport auf den Bahnsteigen, die Schnelligkeit des Filmtransports war so organisiert wie bei „lebenden Tieren“ ! Doch mit den Jahren konnten die einzelnen Räte der Kreise die KLB nicht mehr in erforderlichen Maße mit finanziellen Mitteln, zur Erhaltung der Filmtheater, unterstützen. Demzufolge wurden bereits in den Jahren 1961 / 1962 einige kleine und im schlechten baulichen Zustand befindliche Kinos, geschlossen. In Penig betraf es das am zentralen Marktplatz gelegene Kino „TIVOLI“ !

Am 1. Januar 1963 wurden in der gesamten DDR die neuen VE – Lichtspielbetrieb (B) für Bezirk - hier Karl – Marx – Stadt, gegründet, gleichzeitig wurden die KLB in Kreisfilmstellen (KFS) umbenannt.

Jedoch war die Selbstständigkeit der KFS nur von kurzer Dauer, denn schon 1965 sind jeweils 2 bis 3 benachbarte KFS in zentrale Verwaltungsstützpunkte zusammen gelegt worden. Die KFS Rochlitz wurde gemeinsam mit der KFS Flöha und der KFS Hainichen in den neu gegründeten STÜTZPUNKT Hainichen eingegliedert mit nur noch einem staatlichen Leiter. Diese Funktion als Stützpunktleiter waren größtenteils mit Genossen der Staatspartei, der SED, besetzt.

Als letzte große staatliche Umstrukturierungsmaßname im Lichtspielwesen der DDR sind am 1. Januar 1974 aus den VE – Lichtspielbetrieb (B) die bis zum Ende der DDR bestehenden Bezirksfilmdirektionen (BFD) entstanden. Außerdem wurde ab etwa 1985 wieder in jedem Kreis eine Kulturpolitisch wichtige und selbstständige Kreisfilmstelle (KFS) reorganisiert. Auch der Kreis Rochlitz hatte wieder eine Kreisfilmstelle bekommen, mit Sitz im Capitol Rochlitz. Man wollte wieder zurück zu den bewährten Organisationsformen und näher am Filmbesucher mit seinen Wünschen sein.

Nach dem „ENDE der DDR“ wurde das Capitol Penig noch von einem privaten Betreiber, Herrn Karl Kluge, weiter geführt, doch es wurden immer weniger Besucher bis schließlich die „LETZTE VORSTELLUNG“ zu ENDE ging. Ein paar Jahre später wurde das Kino abgerissen und der historische Kinoplatz wird gegenwärtig als Parkplatz genutzt.

Text: K.Kluge-Tschäpe

        

          
Vielen Dank an K.Kluge-Tschäpe für die Informationen und die Bilder

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Datum der Erstellung/letztes Update: 12.12.2021