ROSENGARTEN - LICHTSPIELE

Plankstadt (Baden-Württemberg) , Bruchhäuser Weg 2

eröffnet: 1946
geschlossen: 1972
Sitzplätze: 338 (1949) - 350 (1958)
Architekt:  
Betreiber: Willi Gaa                                         1949

Lenchen Kopp und Philipp Treiber   mind.1953-mind.1958

Ella Treiber                                      1967-1972

Eine Wirtschaft, so alt wie das Jahrhundert ist auch der „Rosengarten“ oder wie sie früher hieß „Restauration zum Rosengarten“. Das Gasthaus hatte nach früheren Maßstäben eine sehr günstige Lage, denn die meisten, die aus dem Unterdorf zum Bahnhof mußten, passierten die Stelle, da lag es nahe, mal einen Halt einzulegen. Der Tanzsaal wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Kino, den „Rosengarten – Lichtspielen“, umgebaut. - Wer von den Älteren hat an das Kino im Rosengartensaal keine Erinnerungen? Zunächst gab es ja in den 50er Jahren keine Eingangshalle, wie sie dort heute noch zu sehen ist. Sonntags nach dem Mittagessen versammelten sich die Kinder und Jugendlichen auf der Straße davor zum Besuch der Nachmittagsvorstellung. Dann wurde das große Hoftor einen Spalt breit geöffnet und ein Schwung Kinder wurde hineingelassen – gerade soviel, wie die Kasse verkraften konnte. Waren die ersten abkassiert, wiederholte sich das Spiel. Meist war das Kino bis auf den letzten Platz besetzt und entsprechend geräuschvoll ging es zu. Ohrenbetäubendes Geschrei, wenn der Gong ertönte, das Licht ausging und sich gleichzeitig der schwarze Vorhang öffnete. Resolutes Aufsichtspersonal sorgte dafür, dass die Stimmung nicht überschwappte. Die jungen Besucher und die „Halbstarken“ lebten mit den Vorgängen auf der Leinwand richtig mit, verdammten lautstark „die Bösen“ und litten oder siegten mit „den Guten“. Da man sich die meist englischen Namen der Helden nicht merken konnte – es handelte sich meist um Western – Filme, wurde der Held von allen „der Starke“ genannt. Mit Pfiffen, lauten Kommentaren und Beifall bis hin zum frenetischen Jubel wurden die Aktionen kommentiert, „der Starke“ wurde auf drohende Gefahren aufmerksam gemacht „Achtung, hinnerm Felse hockt er!“ - Ehrensache, daß die Geschehnisse im Anschluß an den Film und an den Tagen danach von den Buben nachgespielt wurden: im Dolleloch, in den Bellen, in den Hecken an der Bahnlinie, in der Gänsweid und eben überall dort, wo die bevorzugten Spielplätze dafür waren. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt und es darf mit Fug und Recht behauptet werden, dass diese Spiele auch sehr kreativ waren und den nur konsumierenden heutigen Jugendlichen in dieser Hinsicht etwas abgeht.

Immer wieder gab es natürlich auch pubertierende Jünglinge, die schon damals die Dunkelheit des Kinoraums ausnutzten, um besonders in den hinteren Reihen erste erotische Erfahrungen zu sammeln. Dies um so mehr, nachdem das Kino umgebaut und modernisiert worden war; nun gab es die Logenplätze, abgeteilt vom übrigen Raum und davor den gepolsterten Sperrsitz, dessen Benutzung auch einen Aufpreis verursachte. Aber auch der „Rasiersitz“, die ersten Reihen, waren immer gut besucht. Rasiersitz deshalb, weil man, um das Geschehen auf der Leinwand verfolgen zu können, den Kopf wie beim Rasieren beim Frisör weit zurücklegen mußte.

Quelle:plankstadt.de

 
 

Bilder von 2005

Vielen Dank an Ella Treiber für die Informationen

zurück zur Liste Baden-Württemberg

zurück zur Startseite