FELSENKELLER - LICHTSPIELE

Sankt Blasien (Baden-Württemberg), Hauptstr. 22

eröffnet: 1923
geschlossen: 1995
Sitzplätze: 350 (1929) - 200 (1955)
Architekt:
Betreiber: Fritz Stein, Neustadt bei Schwerin      1927-mind. 1929
Manfred Kranz                                   1955-Anfang 70er
Werner Hobra                                    Anfang 70er-1995

In dem ehemaligen Tanzsaal des Restaurants Felsenkeller wurde ein Kino eingebaut, die Felsenkeller-Lichtspiele, in denen zunächst unter dem Betreiber, Herrn Reich, nur 16 mm- Filme gezeigt wurden. Der Name Felsenkeller resultierte daher, weil eine 6 Meter tiefe Nische in einen Felsen hineingeschlagen wurde, wo man das Bier lagerte. Somit war keine Kühlanlage erforderlich.
1955 übernahm der Wanderkinobetreiber  Manfred Kranz das Kino. Er ließ den Saal vergrößern, in den nun auch eine Schräge eingebaut wurde. Im Vorführraum tauschte er den 16 mm-Projektor durch zwei 35mm Bauer Sonulux Koffermaschinen aus, deren Lampenhäuser mit 900 W Glühlampen ausgerüstet waren. Da es nur ein kurzer Weg bis zur Leinwand war, sorgten diese für ein gutes Projektionslichtlicht. Für den guten Ton sorgte ein Verstärker der Marke Klangfilm mit dem dazugehörenden Trichterlautsprecher, der hinter der Leinwand montiert war. Das Kino hatte nun inklusive Notsitze 200 Plätze.
Am 2. Mai 1958 übernahm der Kinotechniker Werner Hoba die Leitung der Felsenkeller-Lichtspiele und führte dort auch die Filme vor.
Als Berliner Ferienkind in St. Blasien besuchte ich einmal die Felsenkellerlichtspiele. Ich kann mich noch daran erinnern. Von außen war das Kino mit grünen Schindeln verkleidet. Die Schaukästen, in denen Filmplakate und Bilder hingen, waren als Fenster zu erkennen. Nachdem man die Eingangstür geöffnet hatte, gelangte man in einen Hausflur. An einem hölzernen Kassenhäuschen gab es die Kinokarten sowie Süßigkeiten zu kaufen. Wenn man das Kino betrat, schaute man auf einen Gang und die Sitzreihen. Die Kinositze waren ungepolstert. Nachdem man Platz genommen hatte, schaute man direkt auf die Leinwand, die von einer schwarzen Kaschierung umrandet war. Nach dem Vorprogramm wurde die Seitenblende von der Platzanweiserin per Hand aufgezogen, da es sich bei dem Hauptfilm um einen Cinemascope-Film handelte, der ein größeres Bild verlangte. Ich habe die Felsenkeller-Lichtspiele als ein gemütliches, kleines Schmuddelkino in Erinnerung, in das ich mich verliebte. 

Anfang der 1970er Jahre übernahm Herr Werner Hoba das Kino und betrieb es mit seiner Frau bis zur Schließung 1995. Zwischenzeitlich baute er die Lampenhäuser der Bauer Sonulux Koffermaschinen von Glühlampenbetrieb auf Halogenlampenbetrieb um. Auch 80 ungepolsterte Kinositze tauschte er durch gepolsterte rote Kinositze aus, die er von Herrn Albrecht von den Albrecht Lichtspielen in Rheinfelden für einen geringen Kaufpreis erwarb. Die Felsenkeller-Lichtspiele waren nach Auskunft von Herrn Hoba immer gut besucht. Stammgäste, darunter auch viele Kurgäste, hatten auch ihre Stammplätze. 

Doch 1995 kam das Aus. Herr Hoba und seine Frau übernahmen die Kursaal-Lichtspiele in St. Blasien, die sie dann bis 2002 betrieben. Nach langem Leerstand wurde das Gebäude der Felsenkeller-Lichtspiele und das Gebäude des Restaurants Felsenkeller abgerissen. Im Jahr 1997 wollte der SWF 4 eine Reportage über das Kino bringen. Leider um zwei Jahre zu spät.

Vielen Dank an Joachim Kelsch für diie Informationen und den Text

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