TONLICHTSPIELE

Selzthal (Steiermark), Haus Nr. 63

eröffnet: 1926
geschlossen: 1954
Sitzplätze: 180
Architekt:  
Betreiber: Leopold Weiß, Linz                      1926                            Kinoname: Zentalkino

Johann Steinhuber, Mautern          1930

Franz Zölss                                   1931-1932

geschlossen                                   1932-1936

Barbara Müller aus Trieben           1936-1954                  neuer Kinoname: Tonlichtspiele

Um die Versorgung seiner zahlreichen Mitglieder sicherzustellen, rief der "Landesverband der Kriegsbeschädigten, Kriegerwitwen und -waisen Steiermark" in der Notzeit nach dem ersten Weltkrieg eine Gesellschaft zur Auswertung von Kinolizenzen zu Gunsten von steirischen Kriegsopfern ins Leben. Diese bewarb sich 1920 um eine Lizenz für die Gemeinde Selzthal und erhielt sie 1924 definitiv zugesprochen.

Mittlerweile waren auch andere auswärtige Interessenten von der Vorstellung, mit den populären laufenden Bildern rasches Geld zu verdienen, angelockt worden. Unter der Zusicherung einer zehnprozentigen Invalidenabgabe übertrug der Landesverbend schließlich seine Rechte an den Linzer Geschäftsmann Leopold Weiß, der 1926 im ersten Stock des damaligen Gasthauses Hausherr - später Justich - (Nr. 63) einen Betrieb mit dem klingenden Namen "Zentralkino Selzthal" eröffnete.

Vorführungen fanden in der Regel an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen statt. Mit Erstaunen liest men von einer höchstmöglichen Besucherzahl von 140 Personen. Ein Klvierspieler begleitete anfangs die Stummfilme mit seinen Melodien. An den spielfreien Wintertagen nutzte der Arbeiterverein den Saal für Turnveranstaltungen.

Trotz einer, wie er meinte "guten Auswahl von Programmen, da das Kino auch Bildungsstätte sein soll", hatte es der Betreiber unter den herrschenden wirtschaftlichen Verhältnissen schwer. War die Verlockung der bewegten Bilder auch groß, so fehlte vielen Einheimischen schlicht das Geld zum Kinobesuch. In der Folge wechselten die Besitzer rasch. Auf Johann Steinhuber aus Mautern folgte 1931 Kaufmann Franz Zölss, der am Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise noch einen Umbau in ein Tonkino plante, 1932 aber wegen schlechten Geschäftsgangs sein Unternehmen schließen mußte.

Erst 1936 nahm Barbara Müller aus Trieben wiederum die Vorführung von Filmen aller Art in ihrem umgebauten "Tonlichtspielen Selzthal" auf. Dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen mußten während des zweiten Weltkriges aus Mangel an Material und Arbeitskräften immer wieder aufgeschoben werden. Daran konnten auch die Interventionen des Bürgermeisters nichts ändern, der auf die "besondere werbende Funktion des Lichtspielunternehmungen im Krieg" hinwies. 1954 kam es zur entgültigen Schließung der beliebten, aber völlig desolaten Unterhaltungseinrichtung.

Quelle: Selzthaler Almanach (2007)

Vielen Dank an Wolfgang Nutzinger für die Informationen

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