MONOPOL - THEATER AM NEUMARKT

Solingen (Nordrhein-Westfalen), Bergstr. 4

eröffnet: 04.06.1920 - 20.07.1950 (Wiedereröffnung)
geschlossen: 1968
Sitzplätze: 300 (1920) - 625 (1930) - 631 (1940) - 937 (1950/1967)
Architekt: Frisch, Solingen-Gräfrath / Jürgen Schweitzer, Braunschweig (Innenarchitektur - Wiederaufbau 1950
Betreiber: Josef Blum, Opladen                      mind.1919-mind.1921
Lott & Meißner, Köln                   mind.1924-1928
Frau Heinrich Lott, Köln               1929-
E. Kuhnert                                    mind.1937-mind.1941
Wilhelm Schneider                        1950-1968

Das Hotel Monopol an der Bergstraße, in dessen Saal bis dato nicht nur Tanzveranstaltungen, sondern auch Theateraufführungen stattfanden, erlag 1920  dem immer stärker werdenden Druck des Kinos auf das Vergnügungsgewerbe in der elegantesten Art, sich aus der „Affare" zu ziehen: Es ließ sich vom Film adoptieren und verwandelte sich kurzerhand in ein Lichtspielhaus. Am 4. Juni wurde es mit dem Film „Malaria", in dem Lydia Salmanova die Hauptrolle spielte, eröffnet.
Das „Monopol" war der erste Wiederaufbau eines Gebäudes im bombenzerstörten Stadtkern Solingens. Als reiner Zweckbau war das Kino architektonisch den Filmpalästen der Großstädte aus den 1920er Jahre nachempfunden und überragte mit seinen fast 1000 Plätzen alle bestehenden und nachfolgenden Solinger Kinos um fast das Doppelte. Das neue „Monopol" stand fast an derselben Stelle wie das zerstörte Kino gleichen Namens vor dem Zweiten Weltkrieg.
Durch eine lichtdurchflutete Kassenhalle mit breiten Aufgängen zum Rang und den seitlich angebrachten Garderobe-Räumen, betrat der Besucher den Zuschauerraum. Die Wände waren im rückwärtigen Teil getäfelt und bis zur Decke mit hellgrünem Rips-Samt bespannt. Ein Geländer aus hellem Metall schützte die Bespannung vor Schmutz. Die Decke in feingetöntem Beige fiel stufenartig zur Bildwand ab und erhielt eine indirekte Beleuchtung. In der großen, schmal gehaltenen Goldumrahmung der Bühne befand sich ein Vorhang in dezentem Beige. Sämtliche Sitze waren gepolstert und mit braunem Rips-Samt bespannt. Die Logen hatten Schwingpolstersessel. (Wieder)-eröffnungsfilm war "Die wunderschöne Galathee" im Beisein der Schauspielerinnen Hannelore Schroth und Gisels Schmidting. N5031 W5032
 Dieser „Kulturpalast", den auswärtige Besucher eher in Düsseldorf als in Solingen erwartete hätten, setzen mit seiner Ausstattung Maßstäbe und diente neben seinem Hauptzweck - Filmvorführungen - auch als Veranstaltungsraum für Konzerte, Varietes und Sportveranstaltungen. In Sachen Film war es trotz der anfänglichen Konkurrenz des „Theaters am Mühlenhof" sofort das erste Haus in der Stadt. Mit der Übernahme von „Mühlenhof" und „Palast" durch Wilhelm Schneider im Sommer 1956 wurde die Stellung unangreifbar. Im „Monopol" liefen die attraktivsten Filme der Zeit zuerst, häufig zeitgleich mit den Startterminen in Westdeutschland. Schneider wählte für sein größtes Kino aus dem vorliegenden aktuellen Angebot den Film fürs „Monopol" aus, der die stärkste Publikumsresonanz erwarten ließ-Nationale und internationale Publikumslieblinge sollten die Kassen füllen. Das Kinojahr 1957 begann im „Monopol" mit „Sissi" Teil 2 und endete mit „Sissi" Teil 3. In diesem Jahr wurden zu drei Vierteln deutsche bzw. österreichische Produktionen gezeigt (Romanzen, Komödien, Dramen - überwiegend heiter, meist mit einem gewissen Anspruch, ausnahmsweise ein Heimatfilm und manchmal auch Klamauk). Die Filme aus ausländischer Produktion waren sorgfältig ausgewählt und boten meist großes „Starkino" mit einem Hauch von Glamour. (...) Die Auslastung des großen Hauses bei den einzelnen Vorstellungen lag aber selbst in den Spitzenjahren nur knapp über einem Drittel und sank 1961 unter ein Viertel der Plätze. Als die Zuschauerzahlen allgemein massiv zu sinken begannen, verbesserte sich die Marktstellung des „Monopol" sogar noch relativ im Verhältnis zu den anderen Solinger Kinos. Trotzdem dürfte den Eigentümern die Entscheidung für die Schließung 1968 leicht gefallen sein, als sich mit dem Verkauf des Grundstückes für den Neubau von Karstadt und Turmhotel eine lukrative Alternative bot. Ein „Konsumtempel" trat an die Stelle des „Kulturpalastes", die Stadt erhielt ein neues Wahrzeichen, das nun nach vier Jahrzehnten ebenfalls nicht mehr zeitgemäß erscheint und deshalb weichen muss. Fünf Jahre nach der Sprengung des „Monopol" eröffnete Gerhard Schneider 1973, nach der Schließung des „Lux", in der Turmpassage ein neues kleines Kino mit 169 Plätzen. Ein Jahrzehnt lang bereicherte das „Monopol-Filmstudio" die immer ärmer werdende Solinger Kinolandschaft. Eine Generation von Kinogängern dürfte dieses Kino vor allem wegen der Filme, die im VHS-Filmstudio liefen, in besonderer Erinnerung behalten.
Quelle u.a.: Jörg Becker — Georg Mergard — Ralf Rogge (Hrsg.) Kino Heimat Solingen - Über die Glanzzeit des Kinos ISBN 3-928956-18-3 Selbstverlag Stadtarchiv Solingen


Ansicht 1950 (Bildquelle: Filmwoche 32/1950

Foyer 1955 (Bildquelle: Filmwoche 50/1955)


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