CALIGARI

Wiesbaden (Hessen), Marktplatz 9

eröffnet: 21.12.1926
geschlossen: in Betrieb
Sitzplätze: 948  (1928) - 908 (1955/1967) - 564 (1979)425 (2005)
Architekt: Emil Thomae, Fr. Ulrich & G. Burmester (1926) - Ludwig Goerz  (Renovierung 1955)   K261026
Betreiber: Ufa                                              1926-1945                 Kinoname:Ufa-Palast
Siegfried Lubliner                         1949-1952                 neuer Kinoname: Palast-Theater
Palast-Lichtspiele oHG                 1953-1955
Ufa                                              1955-mind.1961         neuer Kinoname. Ufa im Park
Theile FTB                                   mind.1964-mind.1967neuer Kinoname: Park-Theater
Südd. Filmth. Betr. Hub. Wald     1970
Familie Ewert                               1973-1975
Dr. Aremdaroglu                          1976(?)-1979            neuer Kinoname: Im Park
Kulturamt Stadt Wiesbaden          seit 1980                    neuer Kinoname seit 1980: Caligari

Das ehemalige "Ufa im Park“ wurde 1926 als Stummfilmtheater im neogotischen Stil erbaut. Ende 1926 wurde er mit dem heutigen Filmklassiker "Faust" eröffnet. Zuvor gab es eine von W. R. Heymann (Berlin) einstudierte Ouvertüre unter Leitung von Kapellmeister Paul Dessau. Das Theater liegt zwischen Wilhelmstraße und Marktplatz, die beiden Straßenfronten sind durch ein 28 m langes und 8 m breites Vestibül verbunden.  Hier befanden sich neben einem Erfrischungsstand die Garderobe. Der Saal bestand 1926 aus einem rot und grau abgetönten Parkett mit roten Samtfauteuils und einem ersten Rang mit Logen. Die Bühne war ziemlich tief und war durch zwei Erker flankiert, die eine Konzertorgel enthielten  Eine für Süddeutschland interessante Neuerung Bedeutete die Anlage des Orchesters. Die 16 Musiker in schwarz-silbernen Fräcken saßen nicht wie bisher üblich verdeckt. Orchesterleiter war Paul Dessau, ein vielversprechender Wiesbadener Künstler. Die Gesamtleitung des Theaters lag in den Händen von Dr. Römmer.L27004

In den Nachkriegsjahren wurde das Kino zwischenzeitlich von den amerikanischen Besatzern genutzt. Im Jahr 1955 fand eine grundlegende Umgestaltung statt. Nach der kurz zuvor erfolgten Freigabe entschlossen sich UFA und Hauseigentümerin (Allianz-Vers.) einen völligen Umbau des Theaters vorzunehmen. Regierungs-Baumeister Ludwig Goerz (Wiesbaden) als Architekt, Statiker Dipl.-Ing. W. Heid (Wiesbaden) und den am Bau beteiligten Firmen gebührte ein Sonderlob. Mit viel Geschmack und Mut zu neuen Formen wurde das 908 Plätze fassende Theater neu gestaltet. Durch das geräumige, mit formschönen Polsterbänken ausgestattete Foyer (drei Kassen wurden an den zwei Eingängen des Theaters installiert) gelangte man in den Saal. Dessen Panrdestück war die wellenförmige Saaldecke, die an der Bühne nach unten gezogen den oberen Bühnenrand bildete. Mit tiefschwarzen Silan-Akustikplatten umrahmt, schien die hellgelbe Decke gleichsam im Raum zu schweben. Ein frappierender Eindruck. In die Decke verarbeitete man einige Blattdekorationen, die als Träger der elf Effekt-Lautsprecher und der Panik-Beleuchtung fungierten.
Eine „Wucht“ waren auch die zahlreichen, zu Trauben gebündelten Wandleuchten. Eine zweite Beleuchtungsstufe bildeten sechs goldfarbene, in sich leuchtende Lichtträger, die sich von den Seitenwänden bis in die Decke hineinzogen Die „Licht-Spiele“ vervollkommnete schließlich ein Indirekt neon beleuchtetes Stuckgesims, das sich an der wellenförmigen Decke entlang zog und zugleich die seitliche Bühnenbegrenzung bildete. Die Lampen lieferte: W. Weiskeß Co.. aus Wiesbaden. Sehr apart und kontrastreich war auch der schwarzgrundige, mit modernen Farben versehene Vorhang, de nach einem Entwurf des Architekten gearbeitet wurde. Die Pastelltönung der Wände und Decke des weit vorgezogenen Balkons harmonierten mit dem kräftigen Gelb der neuen Polsterbestuhlung.  Die neue Leinwand hatte die Ausmaße 12 x 8 m. Mit "Rosen im Herbst" ging der Spielbetrieb weiter.
N5596 W5550

Die zweite Renovierung 1999/2000 lehnte sich an diesen Stil an.

In den Jahren 1999 und 2000 hat die Stadt Wiesbaden das “Caligari” in zwei Bauabschnitten für rund 3,5 Millionen Mark renoviert. Nun präsentiert sich das "Juwel unter den deutschen Lichtspielhäusern“ – wie Volker Schlöndorff das “Caligari” nannte – in seinem neuen Gewand. Der Kinosaal bietet auf Parkett und Rang insgesamt 425 Besucherinnen und Besuchern Platz.

1980 eröffnete das Deutsche Filminstitut - DIF hier sein Programm "Archivkino Caligari“ mit einem Filmtag pro Woche. Den Schwerpunkt bildeten filmhistorische Raritäten nicht nur aus dem eigenen Archiv, wie zum Beispiel Stummfilme mit Live-Musik. Bis Mitte der 90-er Jahre war die Spielstätte auch an zwei Boulevard-Theater vermietet, wodurch der Kinobetrieb nur eingeschränkt möglich war. 1990 startete die Stadt Wiesbaden ihr kommunales Filmprogramm, zunächst mit einem Spieltag pro Woche. Seitdem konnte der Kinobetrieb kontinuierlich ausgeweitet werden. Seit Januar 2000 wird die “Caligari-FilmBühne” täglich für Filmvorführungen genutzt.

Der Name des Kinos stammt aus dem bedeutendsten Werk des expressionistischen Stummfilms "Das Cabinet des Dr. Caligari“ aus dem Jahr 1919.

Quelle u.a: Stadt Wiesbaden

     

             
Bilder  von  2009 


Saal 1955 (Bildquelle: Filmwoche 50/1955)


Eingang 1927 (Bildquelle: Der Kinematograph 1038/1927)

Saal 1927 (Bildquelle: Der Kinematograph 1042/1927)
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