CAPITOL |
Wilhelmshaven (Niedersachsen) , Parkstr. 2
eröffnet: | 1912 als Apollo / neu eröffnet 1928 als Capitol, 1942 ausgebombt, wieder aufgebaut, 1944 komplett zerstört, 1950 wieder auferstanden |
geschlossen: | 1982 |
Sitzplätze: | 400 (1918) - 300 (1924) - 873 (1940) - 1000 (1953) - 992 (1958) - 530 (1980) |
Architekt: | 1949: G. Lübbers |
Betreiber: | Hans
Holthaus 1918 H. Hellwig 1920 H. Hellwig & E. Kruse 1924 Frieda Zenker 1930 Matthes & Co 1940. Familie Lübbers 1950-1982 |
Das Capitol an der Ecke Marktstraße / Parkstraße war bis 1982 das älteste noch betriebene Filmtheater in der Stadt. Bei seiner Gründung 1912 hieß es noch Apollo und zeigte Stummfilme. Mit der Durchsetzung des Tonfilms verschwand das kleine Apollo, an seiner Stelle wurde es 1928 als Capitol neu eröffnet. 1942 wurde es ausgebombt, dann wieder aufgebaut und 1944 komplett durch Bomben zerstört. Es sollte weitere sechs Jahre dauern, bis es neu eröffnet werden konnte...
Das im Zweiten Weltkrieg zweimal zerstörte Capitol konnte 1950 wieder aus seinen Trümmern auferstehen; Gustav Lübbers hatte das Kino an der Parkstraße 2 wieder aufgebaut. Zur Wiedereröffnung am 6. Oktober wurde der Film Schwarzwaldmädel in Anwesenheit der Hauptdarsteller Sonja Ziemann und Rudolf Prack gezeigt. Mit seinen damals 1.000 Plätzen war es das größte Kino, das es in dem von mir untersuchten Gebiet (Oldenburg/Ostfriesland) jemals gegeben hat.
1957 übernahm Willi Lübbers das Filmtheater. Der Einbau einer breiteren Leinwand erfolgte entweder 1957 oder erst gegen Ende 1964. Dadurch wurde der goldene Bühnenrahmen völlig verdeckt. Gleichzeitig wurde eine 4-Kanal-Magnetton-Anlage installiert, wie sie auch in den Ziegelhof-Lichtspielen in Oldenburg vorhanden war.
Mitte des Jahres 1976 wurde der Saal des Capitol renoviert und in ein Service- und Verzehrkino umgewandelt. Das alte Gestühl wurde durch eine neue Einrichtung ersetzt, die aus Vierer- und Zweiergruppen bestand. Über eine vor den Tischen installierte Rufanlage konnten sich die Zuschauer während der Vorführung Getränke an ihren Platz bestellen. Durch diese Umbaumaßnahme reduzierte sich die Platzanzahl von ehemals 1.000 auf 530.
Einige Jahre später planten Hauseigentümer und Pächter die Umwandlung des Großkinos in ein Center mit drei Sälen; stattdessen wurde das Geld jedoch in die Renovierung des Gloria investiert. Das hier gezeigte Programm entsprach dem anderer Citykinos in den Großstädten.
Mitte 1980 wurden jedoch die Pläne zur Einrichtung des Film-Zentrums bekannt: Nach dessen Eröffnung fand einerseits eine wettbewerbsbedingte Zuschauerabwanderung statt, andererseits teilten die Verleiher ihre Filme zwischen den beiden Kinobetrieben nicht nach Anzahl der Sitzplätze, sondern nach Anzahl der Säle auf. Hinzu kam, dass das Film-Zentrum auch Kinos in anderen Städten betrieb und mehr Druck auf die Verleiher ausüben konnte als ein lokales Unternehmen mit nur drei Sälen, für die dann nur noch das restliche Drittel des Filmangebotes übrig blieb.
Am Donnerstag, dem 7. Januar 1982, fanden die letzten Vorstellungen im Capitol und Gloria statt, das Apollo lief aus vertragsrechtlichen Gründen noch ein paar Monate weiter.
Der damalige Saal des Capitols ist heute noch als Kinozweckbau erkennbar. In dem ehemaligen Parkett befindet sich derzeit ein Sportgeschäft. Die ehemalige Loge wurde durch eine Zwischendecke in Leichtbauweise abgetrennt und dient als Lager. Hier befinden sich heute noch Spuren des ehemaligen Kinos, die das Herz des Kinoforschers höher schlagen lassen: Der goldfarbene Bühnenrahmen, der durch den Einbau der CinemaScope-Leinwand verdeckt wurde, ist ebenso wie die alten Deckenornamente und die Sitzreihen-Abstufung noch vorhanden.
Ansicht das Vorderhauses im Sommer 2004 | |
Ansicht des ehemaligen Saalbaus im Sommer 2004 | |
Der Kinosaal in den späten 70er Jahren als Servicekino | |
Der goldene Bühnenrahmen im Sommer 2004 |
Quellennachweis:
Die Informationen zu den Kinos stammen aus meiner Diplomarbeit "Die Kinoentwicklung in der Region Oldenburg / Ostfriesland zwischen 1945 und 2004". Hier finden Sie auch die genauen Angaben zu den von mir verwendeten Quellen. (Auf genauere Fußnoten verzichte ich hier aus organisatorischen & zeitlichen Gründen.) Als Forschungsgrundlage dienten alte Filmtheater-Adressbücher, die umfassende Sammlung Wilhelmshavener Zeitungsartikel des Stadtarchivs und Interviews mit den (ehemaligen) Betreiberinnen und Betreibern.
Vielen Dank an Stephan Bents für die Gestaltung dieser Seite
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