GLORIA

Wilhelmshaven (Niedersachsen), Gökerstr. 124

eröffnet: 28.10.1954
geschlossen: 1982
Sitzplätze: 390 / 264
Architekt: J. Veeser
Betreiber: Wilhelm Matthes                                1954- Ende 50er
Egon Grunewald                                 Ende 50er-ca. 1980
Capitol Kinobetriebe GmbH               ca. 1980-1982

1954 wurde die Innenstadt von Wilhelmshaven erneut um ein Kino bereichert: Wilhelm Matthes hatte an der Gökerstraße 124 ein neues Lichtspieltheater gebaut. Das etwa 390 Personen fassende „Gloria-Theater“ mit seinem goldgetöntem Vorhang eröffnete am 28.Oktober 1954 mit dem Sonja Ziemann-Film „Die Sieben Kleider der Katrin“. Die Bildwand gestattete auch Breitwand- und CinemaScope-Vorführungen. Die Bestuhlung war gepolstert. Der Vorhang war im Gilton gehalten, der Bühnen-Baldachin aus Nußbaum. Die Beleuchtung erfolgte seitlich indirekt. Im Bildwerferraum standen zwei Ernemann VII B-Maschinen.  W5443 E5446 W5507

Gegen Ende der 50er-Jahre übernahm der Inhaber der „Regina-Lichtspiele“, Egon Grunewald, das Lichtspielhaus. Seitdem verfügte er über zwei Kinos im Innenstadtgebiet. Das Programm wird dem der „Regina-Lichtspiele“ sehr geähnelt haben. Welches Kino eher die Rolle des Erstaufführeres einnahm und welches möglicherweise als Nachspieler genutzt wurde, ist unklar. Die „Regina-Lichtspiele“ verfügten über mehr Plätze, und das „Gloria-Theater“ war dem „Regina“, welches ja aus Holz gebaut worden war, hinsichtlich seiner Bausubstanz überlegen.

Im Jahr 1970 konnte das „Gloria“ noch einen Zuschauerzuwachs von 25 % verzeichnen. Dieser war zum Teil in der Schließung des „Regina“ begründet. Spionage- und Agentenfilme, die in den beiden anderen Kinos gut liefen, kamen hier nicht an.

Etwa 1980 übernahm die Capitol Kinobetriebe GmbH - Geschäftsführer Klaus Weber - das „Apollo“ und das „Gloria“. Das „Gloria“ wurde im Mai renoviert, die Sitzplatzzahl reduzierte sich auf 264 Plätze. Hier sollten ab sofort gute neuere Unterhaltungsfilme gezeigt werden. Um den Ruf des Kinos zu heben, sollten die bisher gespielten Sex- und Karatefilme in das „Apollo“ verlagert werden.

Die weitere Existenz der drei übrig gebliebenen Kinos schien gesichert zu sein, bis gegen Mitte des Jahres 1980 die Pläne zur Einrichtung des „Film-Zentrums“ bekannt wurden: Nach dessen Eröffnung fand einerseits eine wettbewerbsbedingte Zuschauerabwanderung statt, andererseits teilten die Verleiher ihre Filme zwischen den beiden Kinobetrieben nicht nach Anzahl der Sitzplätze, sondern nach Anzahl der Säle auf. Hinzu kam, dass die Betreiber des  „Film-Zentrum“ auch Kinos in anderen Städten hatten und mehr Druck auf die Verleiher ausüben konnten als ein lokales Unternehmen mit nur drei Sälen, für die dann nur noch das restliche Drittel des Filmangebotes übrig blieb.

Am Donnerstag, dem 7. Januar 1982, fanden die letzten Vorstellungen im „Capitol“ und „Gloria“ statt, das „Apollo“ lief aus vertragsrechtlichen Gründen noch ein paar Monate weiter.

Das „Gloria“ stand bis 1984 leer, dann richtete sich hier die Tanzschule Dunse ein, die im Sommer 2004 ihr 20jähriges Jubiläum feierte. Äußerlich ist das Gebäude noch als Kinozweckbau der 50er-Jahre erkennbar, im Inneren befindet sich noch der inzwischen ausgeräumte Bildwerferraum.


Frontansicht des ehemaligen Kinos im Sommer 2004

Der ehemalige Kinosaal im Sommer 2004

Saal 1955 (Bildquelle: Filmwoche 7/1955)

Quellennachweis:

Die Informationen zu den Kinos stammen aus meiner Diplomarbeit "Die Kinoentwicklung in der Region Oldenburg / Ostfriesland zwischen 1945 und 2004". Hier finden Sie auch die genauen Angaben zu den von mir verwendeten Quellen. (Auf genauere Fußnoten verzichte ich hier aus organisatorischen & zeitlichen Gründen.) Als Forschungsgrundlage dienten alte Filmtheater-Adressbücher, die umfassende Sammlung Wilhelmshavener Zeitungsartikel des Stadtarchivs und Interviews mit den (ehemaligen) Betreiberinnen und Betreibern.

Vielen Dank an Stephan Bents für die Gestaltung dieser Seite

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Datum der Erstellung/letztes Update:  19.05.2023 - © allekinos.com