ASTORIA |
Freiburg (Baden-Württemberg), Löwenstr.8
eröffnet: | 1956 |
geschlossen: | 1998 |
Sitzplätze: | ca. 1050 (1956) - 634 (1980) - 488 (1997) |
Architekt: | Alfred Wolf |
Betreiber: | Gustav
Vollmer 1956-mind.1965
Südd. FiImbetr. Hub. Wald KG mind.1971-1972 Olympic 1972-1981 Ufa bzw. Tochterfirmen 1981-1998 |
Mit dem Film "Land der Pharaonen" wurde im Frühjahr 1956 der "Astoria-Lichtspiel-Palast" zwischen Martinstor und Universität eröffnet, der sich mit seinen ca. 1000 Plätzen der "Kurbel“ und dem ."Film-Palast" als drittes Großkino Freiburgs hinzugesellte. Es war das zweite Freiburger Theater des Direktors Gustav Vollmer, der auch die "Casino-Lichtspiele" mit 750 Plätzen besaß, und das elfte Theater der Stadt. Die architektonische Lösung stammte von dem Architekten Alfred Wolf. Dadurch, das das Theater eine konische Form besaß und sich zur Bildwand hin um rund ein Viertel verjüngte, erhalt es eine ebenso elegante wie behagliche Note. Der Raum selbst war vorwiegend auf Braun und Gold abgestimmt. Schwerhörige konnten von jedem Platz aus gut hören, und auch die vollautomatische Klimaanlage war ein wesentlicher Pluspunkt. Der Fahrstuhl wurde namentlich von älteren und gehbehinderten Besuchern als Annehmlichkeit empfunden. Das neue Haus in mächtiger Stahlkonstruktion war zur Eröffnung mit folgender technischen Einrichtung bestückt: zwei Ernemann-X-Maschinen , 3 Lautsprecherkombinationen Dominar M 2 und 35 über den Saal verteilte Effektlautsprecher. Die Ideal-II-Bildleinwand war mit 12 x 6,60 m die damals größte Projektionsfläche in Freiburg und ermöglichte die Vorführung von Vista-Vision-Filmen auf voller CinemaScope-Breite. Für alle elektrischen Installationen zeichnen die in Freiburg ansässigen Firmen Siemens-Schuckert und Erich Leber verantwortlich. Die Bestuhlung in Silbergrün war hochgepolstert, wobei ihr bogenförmiges Arrangement eine gute Sicht auf die Leinwand gewährleisteten. Der Saal erhielt eine Acella- Faltenbespannung und einen lachsfarbenen Velourvorhang. W5620 N5637
Leider war es - ebenso wie die "Casino-Lichtspiele" , mit welchen es durch eine Passage verbunden war - insbesondere durch den Eigensinn und andere wirtschaftliche Interessen der Hausbesitzer, dazu verdammt, eine Rolle in der Freiburger Kinogeschichte zu spielen, welche diesem schönen Filmpalast nicht angemessen war.
Zum einen musste der Balkon abgetrennt werden, weil sich die Hausbesitzer in ihrer darüber befindlichen Wohnung durch die Geräusche der Filmvorführungen gestört fühlten. Zum anderen wurde die komplette Passage vom "Astoria" zum "Casino", in welcher sich auch die Kassen befanden, in den 1970er-Jahren mit Spielhallen versehen, welche durch die Hauseigentümer betrieben wurden und auch heute noch existieren. Dieses Umfeld machte ein Bespielen mit Kinder- oder Familienfilmen quasi unmöglich, weshalb sich die Kinos auf Italo-Western, Kong-Fu und Sexfilme spezialisierten. Später kam dann noch ein richtiges kleines Pornokino mit dem Namen "Sexy Movie" dazu, welches in einem Nebenraum des "Casino" eingerichtet wurde.. In dieser Zeit eignete sich das "Astoria" einen schlechten Ruf an, den es auch in den 1990er-Jahren nicht mehr los wurde.
Betrieben wurde das Haus durch diverse Unterfirmen der "Ufa", welche sich nach 1990 zumindest bemühte, den Ruf des Hauses zu verbessern. So wurde auch das "Cinema Sexy" als "Cinema" wieder mit normalen Filmen bespielt, wobei allerdings die Inneneinrichtung und die fast quadratische Bildwand aus Regips beibehalten wurden. Nach der Eröffnung von "CinemaxX" und "Ufa-Palast" wurde der Spielbetrieb Anfang 1998 eingestellt.
Das "Casino wurde zwischenzeitlich mit großen Fenstern versehen und fungiert als Tanzschule, wobei die Umkleiden im ehemaligen "Cinema Sexy" untergebracht sind. Der Saal des "Astoria" existiert noch fast unverändert und wird heute von der "Calvatory Chapel" als Kirche genutzt.
Vielen Dank an Robert Bernnat für die vier Bilder und Informationen |
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Drei Bilder von 1998 Vielen Dank an Thorsten Harwardt |