SCHAUBURG

Karlsruhe (Baden-Württemberg), Marienstr. 16

eröffnet: 1913 - 23.03.1949
geschlossen: in Betrieb
Sitzplätze: 600 (1930) - 1000 (1958) - 385+148+61 (2006)
Architekt: Richard Brannath & Fritz Scholer (Wiederaufbau 1948)
Betreiber:                                                                   1913-1919                      Kinoname: Eldorado
                                                                  1922                                Kinoname: Apollo  L2210
S. Mansbacher                                           1929-1933                      Kinoname: Schauburg
Margarete Möbel                                       1933-1935
Schauburg Lichtspiel GmbH Brannath&Co 1935-1952    E6817
Willi Mansbacher                                       1953-1960
Hubertus Wald                                           1961-1963
Willi Mansbacher                                        16.8.1963-1963
Emil Müller & Co.                                      1963-1964    DF6305
Willi Mansbacher                                       1964-1967
Olympic, München                                     1968-1970
Georg Fricker                                            1971-2004
Herbert Born                                              seit 2005

1929 wurde die Schauburg in der Marienstr. 16 mit 600 Plätzen eröffnet. Das Kino wurde von Willy Mansbacher, Sohn des Welt-Kino-Besitzers Salomon Mansbacher, in den Räumen des Apollo-Theaters errichtet, in dem schon 1913 bis 1919 das “Eldorado-Kinema” war. Im “Apollo-Theater” wurden bereits ab 1906 Filme im Rahmen der Varieté-Shows gezeigt. Eröffnungsfilm war "Es flüstert die Nacht" mit Lil Dagover. Später wurde hier mit "The Singing fool" der erste Tonfilm gezeigt.

Mansbacher musste 1937 wegen seiner jüdischen Herkunft in der USA flüchten. Zu diesem Zeitpunkt betrieb er das Kino schon nicht mehr. In den 1950er-Jahren kehrte er aus dem Exil zurück.

1944 wurde das Filmtheater zum Großteil zerstört, 1948 dann wieder aufgebaut. Die Pläne hatte Kinobetreiber Richard Brannath selbst entworfen, nachdem er beim Aufbau des "Rheingold" schon Erfahrung gesammelt hatte. Das Mauerwerk wurde mit Bruchsteinen, Ziegelsteinen, Leichtbausteinen und Stahlbeton ausgeführt, während der teure Baustoff Holz nur geringe Verwendung fand. Die große Decke des Innenraums wurde durch eine Rahmenkonstruktion aus Walzstahl gehalten.  Bildwerferraum mit Nebenräumen und der gesamten Dachlasten ruhten auf einem 16,5 m langen Stahlfachwerkträger, während der große Balkon ebenfalls von Stahlkonstruktion frei gehalten wurde. Dadurch gab es im Raum keine sichtbehinderten Säulen.
Durch die großen Eingangstüren der schön gestalteten Fassade gelangte man in den in Blau gehaltenen Kassenraum. Dieser führte wieder in eine 25 Meter lange Vorhalle, an die sich mehrere Garderobenräume gliederten. In diesem Raum konnten 1000 Personen auf die nächste Vorstellung warten, so das niemand auf der Straße bleiben musste (was in der Kino-Hochzeit der 50er-Jahre keine Selbstverständlichkeit war. Nach hinten wurde die Vorhalle durch die elliptische, freitragende Treppe abgeschlossen. Eine ständige Gemäldeausstellung verkürzte die Wartezeit. Der 1000 Besucher fassendende hatte eine 6,90 x 4,50 m große Leinwand und war durch eine Warmwasserheizung temperiert. Bei der hufeisenförmigen Gestaltung des Innenraums, Holzverschlägen und Stoffbespannung wurden akustische Erfordernisse berücksichtigt. Die Beleuchtung war indirekt. Die sehr geräumige Bühne konnte auch für anspruchsvolle Theateraufführungen verwendet werden. Ihr vorgelagert  war ein versenkter Orchesterraum. Die Vorhalle konnte für Festlichkeiten benutzt werden und im Obergeschoß wurde ein Filmtheater-Tagescafé eingerichtet.  Wiedereröffnungsfilm war "Dreimal Komödie", die beiden Hauptdarsteller Margot Hielscher und Bruni Löbel kamen zu diesem Anlass persönlich nach Karlsruhe. W4928

1954 ging man zur Breitwandvorführung über. Gleichzeitig wurde das Haus neu eingerichtet und erhielt eine lindgrün gehaltene Wandbespannung im Theaterraum. "Prinz Eisenherz" weihte die neue Leinwand ein.

Die Karlsruher "Schauburg" gehört zu den wenigen Kinos, die noch über Todd-AO 70mm Großfilmtechnik und eine gekrümmte "Cinerama"-Leinwand verfügen. Regelmäßig finden hier 70mm-Festivals statt. Nachdem der langjährige Betreiber Georg Fricker, der das ehemalige Großkino durch Abtrennung des Balkons und Anbau eines dritten Saales erweitere, das Kino zu einem der bedeutendsten Programmkinos Deutschlands ausbaute, gab er 2005 altersbedingt die Leitung an Herbert Born ab. Fricker war allerdings bis zu seinem Tode 2008 noch Teilhaber des "Filmpalastes" am ZKM.

Obigen Text könnte man theoretisch auch im Präsens schreiben, da sich der Gesamteindruck der "Schauburg" seitdem nur unwesentlich verändert hat.

       

       

           
Kino 1

   
Kino 2

   
Kino 3
Fotos ca. 2004

     
Foyer 1949 (Bildquelle: Der Neue Film 11/49/Erich Bauer)              Saal 1949 (Bildquelle: Filmwoche 28/1949)

Weiteres Fotos anlässlich der Eröffnung als Cinerama-Theater sehen Sie hier und .

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Datum der Erstellung/letztes Update: 13.11.2024 - © allekinos.com