ALHAMBRA

Mannheim (Baden-Württemberg), P7,5

eröffnet: 08.11.1924 - 19.10.1951 (Wiedereröffnung)
geschlossen: 2000
Sitzplätze: 1100(1927) - 982(1958) - 547/153/159  (1980) - 297/156/153/107 (1999)
Architekt: Heinrich Heckert (1924) - Paul Bode (Wiederaufbau 1951) - Gustav Geyer (Teilung 1968)
Betreiber: August Daub (Stuttgart) und Leonhardt Würthele    1924 -1943
Ufa                                                                         1943-1944
Rolf Theile                                                              1951-2000

1924 wurde das Alhambra als Großkino im maurischen Stil erbaut. Bei den knapp dreimonatigen Bauarbeiten waren 30 Firmen beteiligt. Man betrat den zweistöckigen Raum, der durch die Überbauung des Hofs geschaffen wurde, durch ein mit schwarzem Marmor verkleideten Treppenhaus und Vestibül. Ansonsten überwog hier das zu jener Zeit modische Rot. Die Eingangshalle war mit goldenen Säulenpilastern gegliedert. Spiegel unterbrachen den im venezianischen Muster gehaltenen Grundton der Ausmalung. Zur Linken befanden sich die Kassenschalter. Über eine breite Treppe gelangte man ins Parterre des rund 1100 Personen fassenden Saales. Der Saal hatte eine Holzverkleidung in Rot und Braun. Hierzu gesellte sich festliches Gold, das bei der Abstimmung des orientalischen Schmucks verwendet wurde. Für den Sockel sowohl im Parterre wie auch auf der Empore wurde ein dunkelumrandetes, sattes Blau mit Goldornamenten gewählt. Der Zuschauerraum hatte eine Höhe von 10 Metern und besaß eine 8 Meter breite Bühne. Die Decke war mit einem reich ornamentierten, ovalen Goldkranz, in dem elektrische Mattbirnen eingelassen waren, ausgeschmückt. Die gleiche Umrahmung erhielt auch die Bühne. Ein Kranz von Logen befand sich auf der Empore. Die Brüstungen waren mit hellrotem Samt verkleidet. Gegenüber dr Bühne brannte vor jeder Loge ein vergoldetes Stehlämpchen. Dahinter stiegen einige Reihen Klappsitzplätze bis zu zwei geräumigen Loggien an, die den Vorführungsraum flankierten. Die Beleuchtung betonte die einzelnen Ornamente, die Rangbrüstung und die Logeneinteilung. Auf zwei breiten Treppen gelangte man zur Empore. Über den besonders geräumige  Mittellogen setzte sich die Deckenbeleuchtung fort. Man hatte hier quadratische Ornamentierung gewählt. Jedes Quadrat war mit einer Glühbirne geschmückt.  Wenn die Effektbeleuchtung eingeschaltet wurde, erstrahlte auch der untere Rand der Logenbrüstungen.  Die Garderobe wurde an der Stelle eingebaut, an der die flankierenden Treppen zur Empore abzweigten. Das Parterre erhielt Klappsitzbestuhlung. Eröffnungsfilm war der Henny Porten-Film "Mutter und Kind"als Vorfilm die Dokumentation "Schwerarbeiter am Äquator" über die dortige Kaffeeernte.
Quelle u.a: Neue Mannheimer Zeitung 8.11.1924

Die Familie Würthele war in der Mannheimer Kinoszene sehr aktiv. Sie betrieb auch die "Kammerlichtspiele" (die kurz nach der Eröffnung des "Alhambra" ihren Spielbetrieb einstellten), die "Scala" im Lindenhof, die "Schauburg" und das benachbarte "Roxy". Auch im Vorort Neckarau war man mit dem "Regina" am Start. 1943 musste das Theater an die Ufa zwangsabgegeben werden. Ein Jahr später fiel es dem Bombenhagel zum Opfer.

1951 ließ Rolf Theile - der Schwiegersohn von August Daub - ab 28. Juli einen 982 Zuschauer fassenden Neubau mit Balkon errichten. Schon in der Vorhalle des Kinos, welche Kassenhäuschen, Ausstellungsvitrinen und einen Verkaufstand aufnahm, begann der Kampf mit der Raumenge. Durch Herunterziehen der Decke wurde der Raum optisch geweitet und durch den einfachen Trick der Aufgliederung der Deckenflächen das objektive Maßnehmen erschwert. Der Bildwerferraum lag auf ebener Erde und bildete die Trennwand zwischen Foyer und Saal. Er war im Halbrund angeordnet und verschwand völlig hinter weiteren Vitrinen, die der Mannheimer Geschäftswelt zur Verfügung standen. Die ebenerdige Aufstellung der Apparatur ermöglichte eine rechtwinklige Projektion auf die Leinwand. Aus dem Foyer führte eine auf schmalen Balken ruhende Treppe über einen Zwischenstock mit Garderobe und Toiletten in das Rang- und Logenfoyer und die Empore.

Bemerkenswert war die geschwungene Form des Balkons, der zu beiden Seiten wellenförmig zur Bühne zustrebte und sich selbst zu tragen schien. Die Farbgebung des Saales war in Gelb und Blau mit Hochpolsterbestuhlung. Ein orientalisches Flair erreichte man durch die goldene Wandbespannung auf dem Balkon und einen blauen Sternenhimmel im Parkett. Die technische Ausrüstung bestand aus einer Großraum-Projektionsmaschine B 12 von Bauer und Telefunken-Lautsprecherkombinationen. Als erster Film lief "Fanfaren der Liebe". W5143  E5143        Quelle u.a:Mannheimer Morgen  19.10.1951

Ein erster Umbau erfolgte 1968. Das Alhambra hatte nun ein "großes Haus" und anstelle des Balkons ein "kleines Haus". Eröffnung war am 18. Oktober 1968. Das bisher fast 1000 Zuschauer fassende Großkino wurde ausgekernt. Es entstanden ein "großes Haus" mit 569 und ein "kleines Haus" mit 324 Plätzen, beide Häuser nur mit Parterre und mit Klimaanlage. Die Farbgebung: roter Vorhang, rote Polster und silbergraue Wände und Decke im großen Haus - ziegelroter Vorhang, türkisfarbene Polster, gelbe Wände und vollausgelegter Teppichboden im kleinen Haus, dessen "Zeltdach" dem Raum einen besonderen Reiz verlieh. Das anatomisch gut gestaltete Gestühl war 52 cm breit und wies einen Reihenabstand von 90 cm auf. Das kleine Haus wurde mit dem Film "Thomas Crown ist nicht zu fassen" als Europa-Uraufführung eröffnet. Die in Mannheim geborene Schauspielerin Astrid Heeren hatte in dem Film eine kleine Rolle. Im großen Haus lief "Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung". E6885

Letzteres wurde Ende der 1970er-Jahre erneut geteilt. Diese Kleinkinos hatten den Vorteil, dass man nebenbei den Ton des jeweils anderen Films gleich mithören konnte...

1980 wurde auch der große Saal geteilt. Das "Alhambra" hatte nun jegliches Flair verloren. Dementsprechend bekam es mit dem Einzug der Multiplexe erhebliche Probleme. Die Spickert-Gruppe, welche mittlerweile die Programmierung übernommen hatte, versuchte zuerst mit Filmkunstprogramm, später mit Niedrigpreiskino gegenzuhalten, doch der Kinocenter war in bester Geschäftslage mit dementsprechend hohen Mieten nicht mehr rentabel. Das Alhambra schloss am 31.12.2000 und wurde danach abgerissen.

Alhambra 1931 (Bildquelle: Sammlung Josef Kaiser, Ludwigshafen am Rhein)

Ansicht 1924 (Bildquelle: Der Kinematograph 928/1924)

Saal 1924 (Bildquelle: Der Kinematograph 930/1924)

Saal 1951 (Bildquelle: Filmwoche 43/1951)


Saal 1951 (Bildquelle: Der Neue Film 49/1951)

Saal 1951 (Bildquelle: Filmecho 43/1951)

Saal 1951 (Bildquelle: Filmecho 52/1951)

Saal 1954 (Bildquelle: Der Neue Film 102/1954)

 Unmittelbar nach dem Krieg ist dieses Bild entstanden. Hier der Bauplan des Nachkriegskinos.

Weitere Bilder hier, hier, hier, und hier.

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Datum der Erstellung/letztes Update: 04.02.2024 - © allekinos.com