ALSTER |
Mannheim (Baden-Württemberg), O3 , 6-8
eröffnet: | 20.12.1948 |
geschlossen: | 22.4.1998 |
Sitzplätze: | 1005 (1948) - 697 (1967) - 420 (1985) |
Architekt: | J.F. Morkel (Gesamtplanung), Otto Firle, Berlin (Innenausstattung) |
Betreiber: | Dr. Künzig
1948
- Anfang 70er Spickert FTB Anfang 70er - 1998 |
Das Alster wurde zu Weihnachten 1948 mit dem Film "Die Abenteuerin" (Regie: René Clair - Hauptdarstellerin: Marlene Dietrich) eröffnet. Das Gebäude wurde von einer holländischen Investitionsfirma auf einem im Krieg völlig zerstörten Grundstück erbaut. Betreiber war Dr. Künzig, welcher später noch mehrere Mannheimer Kinos übernahm und auch maßgeblich an der Initiierung der Mannheimer Filmwoche beteiligt war. Lange Jahre war der grosse Saal auch Hauptspielstätte des Festivals.
Beim
Einbau des Kinosaals waren akustische Probleme zu bewältigen: Durch die
großen Pfeiler und Querträger war ein starkes Nachhallen des Tons
aufgetreten, das durch geschickte Verspannung der Wände und rauen
Verputz der Pfeiler und Träger beseitigt wurde.. Im großen Foyer hatten
Mannheimer Künstler die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Vor
einem in Gold gehaltenen Vorhang, der mit großen Wandleuchten farblich
harmonierte, zogen sich graue, in den Raum hineinragende, in der
Oberfläche mit Mörtel-Handstuck profilreich geschmückte Träger über
Wände und Decken, die in dunkelbrauner Tönung mit dem Gestühl
übereinstimmten. Das nach hinten ansteigende Parkett und ein die ganze
Breite des Raumes einnehmender Balkon gestatteten gute Sicht von allen
Plätzen.
W4901
N4905
Zum Umbau 1961 schrieb "Das Filmtheater (Ausgabe 4/1961)": Nach halbjähriger Bauzeit konnten die Alster-Lichtspiele (Studio für Filmkunst, Dr. Bernhard Künzig) ihre Pforten wieder eröffnen. Das Haus präsentiert sich nunmehr als ein „Amphitheater nach unten" (es geht bis zehn Meter unter die Erde). Hausarchitekt J. F. Morkel. der schon das erste „Alster" und die „Schauburg" (K1,5) erbaute, gab dem neuen „Alster" eine raumtechnisch besondere Note: Aus einem großen Foyer gelangt man hinunter zu dem statt 987 nur noch 612 Plätze fassenden Kinoraum und steht oberhalb des mit einem Höhenunterschied von vier Metern aufgebauten Parterre, das durch eine Brüstung getrennt, in die Logen mündet. Der 40 Meter lange Theaterraum erhält einen großen Teil seiner Wirkung durch den blauen Samt des großen Vorhangs, der in den Werkstätten des Nationaltheaters hergestellt wurde.. Roten Cordsamt tragen die Hochpolsterstühle mit Keilsitzen. Bei der festlichen Premiere mit „Lieben Sie Brahms?" konnte Hausherr Dr. Künzig viele alte Freunde seines Hauses willkommen heißen und versichern, das die kompromisslose Pflege einer filmkünstlerischen Programm-Gestaltung fortgesetzt würde. — Technische Daten: Klima-Anlage: Maschinenfabrik Geisel, Mannheim; elektrische Anlagen: Rhein-Elektra, Mannheim; Kinotechnische Einrichtung: Siemens-Klangfilm (Bauer B 12, Lichtton-Magnetton, HI-Lampen, 50 bis 80 A), Harkness-Bildwand, Bühnenöffnung 17 m breit, 8,50 m hoch. Die Bildwand (Siemens) ist so geschweißt, daß die Nahte unsichtbar sind. Wandbeleuchtung über Lamellen-Blech, auf Sillanwolle aufgelegt. Stühle: Schröder & Henzelmann, Bad Oeynhausen; Fernsteuerungen für Vorhangzug und Blenden, Beleuchtung und Gong. Induktive Schwerhörigenanlage.
1974 erfolgte der Umbau zum "Alster-Center". Zu dem im Untergeschoss gelegenen großen Raum kam ein neuer Saal im Obergeschoss dazu. Das Kino mit dem Namen "Movie" wurde Mitglied der Gilde-Theater und zeigte dementsprechend anspruchsvolle Filme. Es hatte 120 Sitze und war mit rotem, groß gemustertem Teppichboden ausgelegt, der auch die rechte Wand verkleidete. Der niedrige Raum bot nur mangelhaften Blick auf die Leinwand.
Gleichzeitig wurde im Erdgeschoss das "Cherie" mit 78 Plätzen eröffnet. Dieses Kino bestand aus 2 Räumen und 2 Leinwänden. Dazwischen befand sich ein Durchgang mit Theke für Getränkeausschank auch während der Vorstellung. Die Projektion erfolgte durch Rückprojektion auf Marata-Scheiben - von einem Projektor mit prismatischer Strahlenteilung.
Am 3.5.1985 wurden die beiden kleinen Säle wieder geschlossen. Der Hauseigentümer Peek&Cloppenburg erweiterte hier seine Verkaufsfläche .
1998 wurde der Mietvertrag vom Eigentümer gekündigt und der Spielbetrieb eingestellt, aber erst 2005 mit Abrissarbeiten begonnen.
Saal 1948 (Bildquelle: Der Neue Film 05/1949) | Foyer 1948 (Bildquelle: Filmwoche 01/1949) |
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