ATLANTIS

Mannheim (Baden - Württemberg) , K 2, 32

eröffnet: 28.03.1950
geschlossen: in Betrieb
Sitzplätze: 600 (1953) -
Architekt: Otto Geiger
Betreiber: Hubertus Wald                                                          1950-1952         Kinoname: Die Kurbel
Mannheimer Lichtspieltheater GmbH Theile&Anlauf   1.9.1953-1960  
Dr. Künzig                                                                 1961-1968
Anneliese Wetzstein , Ludwigshafen-Oggersheim        1969-1970(?)   E6986
Gebrüder Spontis                                                       70er
Dr. Karajanis, München                                             um1980
Thomas Esser                                                            1982-1993  neuer Kinoname: Atlantis
Dr. Hans Laumann                                                     seit 1993

Im früheren "Spiegelsaal" der "Mannheimer Liedertafel" richteten die Filmtheaterbetriebe Hubertus Wald 1950 ein damals wegen der damaligen Zeit eher kleineren Dimension "intim" tituliertes Filmtheater ein. Wie in allen Städten nannte die Wald-Gruppe das Kino "Die Kurbel", der bald die "Kamera am Ring" folgte. Heutzutage kommt einem der Raum  geräumig vor - so ändern sich die Zeiten.

An einem Erfrischungs- und Verkaufsstand mit eingebauter Telefonzelle vorbei gelangte man über eine Treppe zum elegant ausgestatteten Aufenthaltsraum, der bequeme Sitzgelegenheiten vorwies und 16 beleuchteteVitrinen für Firmenwerbung hatte. Wie die karsruher "Kurbel" gab das Kino eine eigene Hauszeitschrift heraus. Der Saal erhielt eine Bespannung aus lachsseidenem Baumwollplüsch. Der kleine Balkon wurde mit bequemen Doppelsitzen - sogenannten "tête-aTête-Stühlen - ausgestattet. Von derDecke leuchtet seit Anfang an das große Neon-Kleeblatt. W5018

Erster gespielter Film war "Das Hofkonzert". Im Volksmund hieß das Theater wegen der Programmauswahl bald die "Blutkurbel" .

Herr Gräser aus Ludwigshafen, der zu dieser Zeit für die Kinotechnik zuständig war, erinnert sich an die erste Vorstellung bei der Wiedereröffnung als Kino für "Gastarbeiter":

 

"Der Saal in der Kurbel war in der allerersten Vorstellung bei der Wiedereröffnung rappelvoll und eine Menge Leute hatten sogar auf herbeigeschleppten zusätzlichen Stühlen und Kisten und was weis ich noch alles im Gang gesessen. Ein für mich ungewohntes Bild in einem Kino zu einer Zeit, wo andere Kinos um Besucher kämpften. Als ich bei der Wiedereröffnung die erste Vorstellung startete, ging eigentlich alles ganz normal vonstatten. Musik langsam zurücknehmen, das Licht langsam dimmen und einen schönen Dreiklang Gong auslösen. Beim Herunter Dimmen der Saalbeleuchtung wurde ich stutzig. Es wurde heftig applaudiert. Nur warum? Will da noch eine Rede oder so was, von der ich nichts wusste? Also Licht schnell wieder an, raus aus dem Vorführraum zur Empore, die genau vor der Vorführkabine lag, um nachzusehen, was da nun los ist. Ich hatte wohl vor schreck die Tür zum Balkon etwas zu heftig aufgerissen und viele fragende Gesichter blickten mich irritiert an. Nichts war für mich zu erkennen, was den Applaus rechtfertigte. Wieder schnell zurück in die Kabine Licht aus - neuer Applaus - und die Maschine angekurbelt. Film läuft!

 

Herr Spontis kam bald darauf zu mir und sah mein etwas ratloses Gesicht. Angesprochen auf den Applaus erklärte er mir, das es normal sei, das bei Filmbeginn applaudiert wird. Das war also des Rätsels Lösung. Andere Länder, andere Sitten. Selbstredend dass zum Filmende noch mal heftig geklatscht wurde. Eigentlich eine schöne Geste finde ich.

In der Kurbel  gab es zu dieser Zeit immer noch Lichtbogen als Lichtquellen für die Projektion in Betrieb und die einzelnen „Akte“ mussten herkömmlich per Hand überblendet werden"

Nach mehreren Betreiberwechseln und zwischenzeitlichem Intermezzo als Kino für Gastarbeiter (1970-1982) mit Wochenendbetrieb übernahm 1982 Tomas Esser, der seit einigen Jahren recht erfolgreich das "Odeon" betrieb, das inzwischen schwer renovierbedürftige Haus und eröffnete nach Generalsanierung sein zweites Programmkino. Seitdem gab es auch wieder eine Hauszeitschrift, die später auf Flyer-Format schrumpfte.

1985 wurde im Treppenhaus mit hohem statischem Aufwand ein zweites (Klein-)Kino eingebaut. Vorhandene Pläne zur Teilung des grossen Saals wurden glücklicherweise nicht umgesetzt. Stattdessen wurde der bei der Renovierung in den 80ern entkernte grosse Saal 2002 vorbildlich im Stil der 50er wiederhergestellt.

       

       

       

       

       

   
Bilder von 2007 (die zwei unteren Bilder zeigen Saal 2)


Treppenhaus 1950 (Bildquelle: Filmblätter 19/50)

Saal 70er-Jahre

Vielen Dank an Helmut Gräser für die Informationen und das Bild aus den 70ern

Hier noch ein Bild aus den 1980er-Jahren

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Datum der Erstellung/letztes Update: 19.10.2021