CINEPLEX |
Mannheim (Baden-Württemberg), P 4, 13
eröffnet: | 15.3.1951 |
geschlossen: | 03.05.2023 |
Sitzplätze: | 1400 (1953) - 960/412 (1967) - 160/280/420/48/100 (1980) - 169/169/250/107/228/231/132/136 (2007) |
Architekt: | Wilhelm Grüber - "Gustav Bayer (Umbau 1963) |
Betreiber: | Oskar
Baßler 1951-1971 Spickert FTB 1971-2023 |
Die Geschichte des in der Mannheimer Fußgängerzone gelegenen Hauses lässt sich in vier Abschnitte einteilen.
1951 gründeten Oskar Baßler und Hausbesitzer Willy Knörtzer ein Großkino mit 1400 Sitzplätzen in bester Lage. Teilhaber war anfangs auch der Karlsruher Kinounternehmer Richard Branath (Schauburg, Rheingold). Die Baukosten betrugen für diese Zeit beachtliche 1,5 Millionen Mark. Der Weg zum Kino führte durch eine Passage mit drei Kassen in der Mitte und Verkaufsräumen zu beiden Seiten. Der vornehme Eindruck der auf Glas abgestimmten Eingangshalle wurde durch ein mahagoniverkleidetes Vestibül verstärkt. In den Treppenhallen, Foyers und Gängen waren miettragende Vitrinen eingebaut und Gemälde aufgehängt. Der Zuschauerraum wiederum bestach durch seine horizontale Linienführung. Die Wände waren resadagrün, die 1400 Klappstühle braun gepolstert. Der Balkon führte in zwei breiten, bestuhlten Treppen zum Parkett hinab. Er war auch über eine neonlichtdurchflutete Terrasse zu erreichen. Die Bühne mit Ausmaßen von 10 x 7 m war auch für Varietévorstellungen geeignet. Die Leinwandgröße betrug 7 x 5,5 m. Die in weicher Eleganz fließende Decke bestand aus vier Lagen (einem Kreis und drei Ellipsen) und wurde durch eine indirekte Wuten-Beleuchtung illuminiert. Abends griffen die Strahlen des zwölf Meter hohen, aus zehn Neonröhren bestehenden Lichtdomes -, an der Plankenfront auf einer Vorfront Stütze findend - in die Dunkelheit. Für den Vorführraum lieferte Bauer zwei B 12-Projektoren und einen Doppel-Diawerfer. Das Kino verfügte laut Hersteller damals über Europas größte Tonanlage, der ersten "Euronor"-Großlautsprecher-Anlage im badischen Raum. Mit ihren symmetrisch angeordneten vier Höhen- und vier Basssystemen war sie etwa dreieinhalb Meter hoch, drei Meter breit und fast zwei Meter tief. Durch eine genau berechnete Trichterform sollte eine verblüffende Natürlichkeit der Tonwiedergabe erreicht werden, die durch die stoffbezogenen, mit Glaswolle abgedeckten Wände im Raum gehalten wurde. Eröffnungsfilm war "Meine Herren Söhne". Hauptdarsteller Werner Hinz war Stargast des Abends. W5116 E5114
Ausführliche Informationen über das ursprüngliche Kino finden Sie hier.
1955 wurde auf CinemaScope umgerüstet. Die neue Leinwand hatte die für diese Zeit gigantische Breite von 14 m. Als erster CinemaScope-Film lief im Weihnachtsprogramm "Der Kongreß tanzt" zusammen mit einer Reportage über das Münchner Oktoberfest (Die fünfte Jahreszeit). W5604 B5603
Schon 1958 wurde
ein zweiter Saal im Obergeschoss hinzugefügt. Eröffnung war am 17. Dezember mit dem Film "Helden". E68103
Nach zehnmonatiger Spiel- und Umbaupause wurde das "Große Haus" kurz vor Weihnachten 1963 wiedereröffnet. Von
den weichen, in großer Reihendistanz und muldenförmig angeordneten
Kinosesseln im Parkett und auf der mit einer reliefartigen
Brüstung in Sichtbeton geschmückten Empore bot sich eine gute Sicht auf
die sich auf die ganze Saalbreite erstreckende Leinwand. Technisch war
der Saal jetzt auch für die Vorführung von Todd AO-Filmen geeignet. DF6402
1977 wurde das Haus in das "Planken-Center" mit 5 Sälen umgebaut, wobei aus dem Parkett des alten Großkinos eine Einkaufspassage entstand, das bisherige kleine Haus als "Kino 3" jetzt der größte Saal war und 2 mittelgroße sowie zwei kleine Kinos (im Obergeschoss) hinzugefügt wurden. Bis 1990 wurden nochmals 2 Minikinos addiert. Ende der 70er fand im "Planken-Center" auch die renomierte Mannheimer Filmwoche statt.
Nicht zuletzt durch den Neubau des "CinemaxX" sowie zwei weiterer Multiplexe in Ludwigshafen und Viernheim entschloss man sich 1996, auch den Kinocenter zum Multiplex aufzupeppen. In die drei größeren Säle wurden Rampen eingebaut, während die Obergeschosse völlig umgewandelt wurden und 5 neue Säle entstanden. Nachdem das Programm bis 2005 aus gehobenen Mainstream bestand und oft fast identisch mit dem des "CinemaxX" war, spielt man seit der Übernahme des "CinemaxX" durch die Spickert-Betriebe vermehrt Arthaus-Filme. Dem wurde 2010 auch optisch durch die Umgestaltung des Foyers Rechnung getragen.
Nachdem mit der Corona-Krise die Zuschauerzahlen weiter abnahmen, entschloss man sich, den Standort auf Mannheims teuerster Meile aufzugeben. Der Markennamen "Cineplex" wurde ins "CinemaxX" transferiert.
Zu Weihnachten 2023 kam dann die überraschende Meldung, das es vielleicht doch noch Hoffnung auf eine Wiederbelebung des traditionsreichen Standortes gibt. Siehe hier.
Quelle u.a: Mannheimer Morgen 16.3.1951
Ein erhaltenes Detail aus älteren Tagen.. |
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Fotos von 2007 |
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Saal 1951 (Bildquelle: Der Neue Film 14/51-Meisinger) |
Saal 1951 (Bildquelle: Filmblätter 20/1951) |
Saal 1951 (Bildquelle: Filmwoche 16/1951) |
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Eröffnungsanzeige 1951 |