GLORIA |
Mannheim -
Käfertal (Baden-Württemberg), Seckenheimer Str. 13
eröffnet: | 01.10.1918 - 29.02.1928 (Gloria) |
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geschlossen: | 1943 |
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Sitzplätze: | 400 (1918) - 500 (1921) - 849 (1928/1942) |
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Architekt: | J.Huge & H. Boll (Umbau 1928) |
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Betreiber: |
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Dieses Kino entstand
1918 durch die Umwandlung der "Kaisersäle" - ein Veranstaltungssaal - in ein
Filmtheater. Dabei wurde der Charakter des Raumes wenig verändert. Die Leinwand
wurde neben dem Eingang angebracht und dafür der frühere Bühnenraum in eine
Abteilung für die besten Plätze umgewandelt. Die Vorführungsfläche war etwas
größer als in den Meisten anderen Kintopps dieser Zeit. Die Beleuchtungsfrage
wurde praktisch gelöst, indem die bisherigen Lichtspender rot abgeblendet
wurden. Rot und Grün waren auch die Grundfarben des Saals Die Inhaberin des
Unternehmens - Maria Lösch - fand in Dr. Wittsack einen künstlerischen Berater.
Dieser wollte vor allem auch Dokumentarfilme über die Tier- und Pflanzenwelt ins
Programm aufnehmen. Nicht zuletzt, um so auch Kinoskeptiker zum Besuch zu
animieren. Eröffnungsfilm war "Dr. Schotte" mit dem Lokalmatador Albert
Bassermann. Quelle: Mannheimer Generalanzeiger 1.10.1918 Der Zuspruch des Publikums scheint nicht allzu groß gewesen zu sein, denn schon 7 Wochen nach Start änderte man Namen und Konzeption: Das Kino nannte sich jetzt "Walhalla" und bot jetzt auch musikalische und theatralische Gastspiele an. Den Anfang machte der beliebte Schauspieler Orlamünde. Quelle: Mannheimer Generalanzeiger 20.11.1918 Schon nach wenigen Monaten wechselte die Führung. Der neue Betreiber (und Besitzer) - Willi Richter - hatte als langjähriger Leiter der Ufa-Theater viel Erfahrung mitgebracht und versuchte mit aufwändigen Dekorationen das konkurrenzfähig zu werden. So wählte man zum Beispiel zum Start des Films "Opium" eine originelle Eingangsdekoration. Schon vor dem Eingang lenkten Hieroglyphen der chinesischen Schnörkelschrift die Aufmerksamkeit auf sich. Der Gang selbst vermittelte das Milieu und die Vorstellungswelt der Handlung. Buntfarbene Lampinons vermittelten ein magisches Licht. Hinter den Teppichattrappen ahnte man eine geheimnisvolle Welt. Aus Opium- und Sinnesrausch gezeugte Gestalten animierten die Gedanken der Besucher. Die Kreationen des Mannheimer Künstlers Leonhardt führten den Besucher so gleich in medias res. Doch auch Richter hielt sich nicht lange. Ab Ende 1919 wird Albert Verrier - der Betreiber des "Colosseums" (Vorgängerbau des "Capitols" in der Neckarstadt als Betreiber genannt. Diese hatte eine gewisse Marktmacht, aber auch er gab das Kino nach wenigen Jahren ab. Ab 1922 gab es keinen Kinobetrieb mehr. Quelle: Mannheimer Generalanzeiger 7.4.1919 1928 wagte Karl Lehmann - früherer Glasermeister - den großen Schritt und eröffnete die vergrößerten Räumlichkeiten unter dem Namen "Gloria" aufwendig modernisiert (innerhalb von 4. Monaten) erneut. Auch er war in Mannheim kein Unbekannter. Er führte schon lange das "Volkstheater" in der Breiten Straße, das er kurz zuvor abgegeben hatte. Durch die Außenbeleuchtung machte das Filmtheater abends schon von Weitem auf sich aufmerksam.Von der Seckenheimer Straße betrat man den offenen Kassenraum, in dem zur Rechten und zur Linken Schautafeln angebracht waren. Zwei Pendeltüren gewährten zu beiden Seiten der Kasse Einlass in die Garderobenhalle, in der auf beiden Seiten zwei geräumige Kleiderablagen eingebaut waren. Während rechts und links breite Treppen zur Empore führten, gelangte man in gerader Richtung zum Parkett, dem mehrere Logen vorgelagert waren. Der völlig neugestaltete Zuschauerraum hatte als Grundfarbe Beige, diskret mit Gold abgesetzt.In dieser Hauptfarbe war auch die Polsterung der Klappsessel im Parkett und auf der Empore gehalten. Die geräumigen Ranglogen, die den Sitzreihen vorgelagert waren, hatten blaue Plüschpolsterung erhalten. Ganz neuartig wurde die Beleuchtungsfrage gelöst: Man sah außer der Notbeleuchtung keine Lichtquelle. In drei Farben erstrahlte der Zuschauerraum und die Bühnenumrahmung. Die Soffitten Beleuchtung, sie das Theater indirekt erhellte, lag in verdeckten Kanälen zwischen wulstartigen Vorsprüngen, die wirkungsvoll zur Belebung der Innenarchitektur beitrugen. In das Oberlicht der Decke waren die Luftzufuhr und das Fernwerk der Oskalydorgel eingebaut, die an der rechten Seite der Bühne ihre Klänge aus einem reich ornamierten, durchbrochenen und vergoldeten Turm schickte. Der gleiche Turm nahm die linke Seite der Bühnenöffnung ein. Die Frischluftzufuhr und die Abluftanlagen garantierten an heißen und kühlen Tagen einen angenehmen Aufenthalt. Die Bühnenanlage war so konzipiert, das kleine Opern und Singspiele aufgeführt werden konnten. Die Projektionsfläche, die an der Rückseite der Bühne angebracht war, konnte leicht entfernt werden, wenn der Saal zu anderen Zwecken genutzt werden sollte. In diesem Fall konnte auch die Bestuhlung schnell beseitigt werden. Man rechnete damit, das viele Vereine den Saal nutzen würden, zumal das anstoßende Sälchen, durch das der Hauptnotausgang führte, , sich sehr gut als Aufenthaltsraum eignete, wenn im großen Saal getanzt wurde. Im Zusammenhang damit wurde die Restauration beibehalten und durch Entfernung der Küche sowie Inanspruchnahme des Hofes bedeutend vergrößert. Die Küche wurde in das vollständig umgebaute Souterrain verlegt. Die Notausgänge erreichten fast die doppelte Anzahl als behördlich vorgeschrieben. Am Bau waren fast ausschließlich Mannheimer Firmen beteiligt. Eröffnungsfilm war "Dr. Bessels Verwandlung" Quelle: Neue Mannheimer Zeitung 29.2.1928 Leider hatte sich Herr Lehmann mit dem teuren Ausbau übernommen. Im Februar 1929 wurde auf einer Gläubigerversammlung beschlossen, das Anwesen bestmöglich zu verkaufen oder zu verpachten. Das Kino ging dann in den Besitz von Philipp Baßler über, der in Mannheim bereits das "Odeon" und das "Badenia" in Feudenheim führte. L29205 Im Zweiten Weltkrieg wurde das Geböude zerstört. Danach entstand auf dem Gelände ein Hotel. Fotos finden Sie hier, hier und hier . |
Datum der Erstellung/letztes Update: 14.06.2025 - © allekinos.com |