Das
im Volksmund schlicht "Müllerle" genannte Kino war das größte von vier
Kinematographentheatern in der Neckarstädter Mittelstraße, die vor dem
ersten Weltkrieg existierten - und bei Weitem das Langlebigste:. 1911
eröffnet (erste Erwähnung 16.Oktober), findet sich in der Lokalpresse
erstmals 1912 ein Hinweis auf
das Vorstadtkino, als Herr Müller den Antrag stellte, eine
Sauggasanlage zu installieren. Im gleichen Jahr brannte es im Kino:
Infolge des Reißens eines Films brach am 16. Mai im
Operationsraum Feuer aus, das aber vom Theaterpersonal gelöscht werden
konnte. Der Gesamtschaden wurde auf 120 Mark geschätzt. Die Besucher
des Kinos verließen in Panik den Saal.
Familie Müller behielt den Standort in der Mittelstraße auch nach
Eröffnung des Großkinos "Capitol" bei. Mitte der 1950er-Jahre gab es im
Zuge der Umstellung auf Cinemascope einen aufwendigen Umbau. Da
die Stützsäulen des Balkons entfernt werden mussten, schob man schwere
Eisenstahl-Balken von Außen waagrecht unter die Balkon-Konstruktion.
Auch dem Besucherschwund der 1960er-Jahre überlebte das Kiez-Kino, erst
1977 endete die lange Kinotradition. Der Saal wurde zugunsten eines
Supermarkt-Flachbaus abgerissen. Lediglich die Fassade des Vorderhauses
blieb erhalten.
Ein Foto aus der Nachkriegszeit sehen Sie hier.
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