SCALA |
Mannheim (Baden-Württemberg), P7,2-3
eröffnet: | 20.12.1957 |
geschlossen: | 1973 |
Sitzplätze: | 730 (1958/1967) |
Architekt: | Philipp Wolf |
Betreiber: | Dr. Künzig 1957-1973 |
Die Mannheimer "Scala" war das vierte Kino Europas, das Filme in dem damals neuen TODD-AO-Verfahren zeigen konnte.
Dem Architekten war die Aufgabe gestellt, einen Neubau zu erstellen, der als reiner Kinobau rund 700 Menschen Platz bieten sollte und neben dem Hauptfoyer entlang der Straßenfront Verkaufsläden vorsah. Ferner war ein größerer Ausstellungsraum für die Firma "Rheinelektra" in Verbindung mit deren Ladengeschäft auf den Planken geplant. Dieses Bauvorhaben führte dazu, den Zuschauerraum in das Obergeschoß zu verlegen, der durch ein weitläufiges Foyer über eine zweiläufige Treppenanlage erreicht wurde. Die Saalausgänge waren entgegengesetzt angeordnet, um Störungen beim Zu- und Abgang zu vermeiden. Das Untergeschoß und das Erdgeschoß waren als Stahlbeton-Skelettbau errichtet und auf Brunnen-Betonpfähle gegründet. Obergeschoß und Dachstuhl waren Stahlkonstruktionen. Auf Vordachhöhe waren beide Straßenfronten mit italienischem Marmor verkleidet
Das Wiedergabeverfahren mit 70mm-Breitfilm und dem sechskanaligen Stereo-Magnettonstellte an den Ausbau des Zuschauerraumes besondere Anforderungen, denn mit dem Übergang zum Panoramafilm war auch der Kionobau an einer entscheidenden Wende angelangt. Der "Guckkasten" früherer Tage wurde vom "Raum-Kino" abgelöst. Die Bildwand führte kein Sonderdasein mehr in einer für sie geschaffenen Bühnenöffnung, sondern wurde zum wesentlichen Teil des Zuschauerraumes, indem sie nun die ganze Vorderwand einnahm. Als idealer Raum wurde die dem antiken Amphitheater ähnliche Raumanordnung angesehen (was sich ja auch bei heutigen Multiplex-Kinoneubauten wiederfindet).
Die Seitenwände des Zuschauerraums waren mit hellgrauem Plastikstoff bespannt, wenig Phantasie wurde bei der Gestaltung der Klima-Bullaugen verschwendet. Die gigantischen Ausmaße der Leinwand ermöglichten eine verhältnismäßig flache Gestaltung der nur parterre aufgestellten Sitze. Abgeschlossen wurde das moderne Amphitheater von einer untergezogenen dunkel getönten Decke mit kleinen eingesetzten Leuchten als Kontrast zu der indirekten Beleuchtung von oben herab. Die Sitze hatten Bezug mit rotem Samt. Foyer und Aufgang waren mit geglückten Kunstglas-Gemälden geschmückt.
Das gesamte Bauvorhaben umfasste 13600 cbm umbauten Raum und wurde in 6 Monaten Bauzeit mit im Schnitt 50 Bauarbeitern pro Tag unter Verwendung von etwa 80 Tonnen Baustahl und rund 450 Tonnen Zement erstellt. Bauherr war Julius Wilhelm aus Ludwigshafen, der dort schon das "Odeon" errichtete.
Die kinotechnische Ausrüstung wurde von Philipps geliefert.. Wichtige Bestandteile waren die beiden Universal-Projektoren DP 70 für Normal- und Breitfilm. Die Bildwand hatte die Abmessung 8 x18,5 m. Sie wurde an den Rändern des Bildes um 2,66 m vorgezogen und bildete einen parabolisch gekrümmten Bogen. Das Kino wurde von Dr. Künzig (Alster, Schauburg, Unser Kino) betrieben.
Eröffnungsfilm war "Oklahoma" - selbstverständlich in TODD- AO! Das Echo in der Lokalpresse war eher verhalten.
Später wer die "Scala" über viele Jahre Spielort der Mannheimer Filmwoche.
Quelle u.a: Pressetext Manheimer Morgen