U. T.

Mannheim (Baden-Württemberg), P 6, 20, später P 6, 23/24

eröffnet: Juni 1906
geschlossen: 1934
Sitzplätze: U.T. P6 23/24:  684 (1918) - 688(1930)
Architekt: L. Stober (Neubau P 6 , 23/24)
Betreiber: U.T. P6 , 20: Pagu , später Ufa                             1906-1910
Philan. Lichtbilder GmbH                                      1911                    neuer Kinoname: Eldorado

U.T. P 6 23/24: Ufa                                              1910-1929

Leonard Würthele                                                 1929-1933           neuer Kinoname: Roxy
Daub-Konzern                                                      ?-Anfang Oktober 1934

Ab 1905 wurden die bis dahin üblichen Wanderkinounternehmen nach und nach durch ortsfeste Filmtheater abgelöst. In Frankfurt/Main und Mannheim erkannten vorausschauende Geschäftsleute schon bald die Möglichkeiten einer "Kinokette". Am 21.3.1906 gründeten Paul Davidson, Hermann Wronker, Julius Wiesbacher und Max Bauer die "Projektions - Aktiengesellschaft "Union", kurz PAGU genannt.

Wohl durch die Initiative Wronkers, dessen Familie in Mannheim ein grosses Kaufhaus besass, wurde das erste Kino des neuen Unternehmens an den Mannheimer Planken eröffnet. Danach folgten Kinogründungen im Monatstakt in fast allen deutschen Großstädten sowie in Brüssel, Straßburg und Amsterdam. 1910 wurde die GmbH in die Aktiengesellschaft "Ufa" umgewandelt. Mit dem Fabrikant Heinrich Hellwig und dem Rechtsanwalt und Stadtverordneten Max Jeselsen waren auch zwei Mannheimer Gründungsmitglieder, so dass man Mannheim neben Frankfurt als Keimzelle der "Ufa" bezeichnen kann. Mehr über die Anfangsgeschichte der Ufa kann man in dem Buch "Lebende Bilder einer Stadt" aus der Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums erfahren.

Das Mannheimer Kino war mit Holzbänken und Orchestrion ausgestattet. Schon zwei Jahre später - im Oktober 1908 - wurde in Mannheim das nächste "U.T." in D 7 , 1 eingerichtet - lokale Quellen zu diesem Bau habe ich bisher allerdings noch keine gesichtet.

Das Kino in P 6 zog ab Oktober 1910 einige Häuser weiter nach P 6 , 23/24. Zuvor hatte ein Feuer am 8.12.1910 um 23:45 erhebliche Schäden am alten Standort angerichtet. Es verbrannten 8 große Filmrollen im wert von 2000 Mark. Auch die elektrische Leitungsanlage wurde fast vollständig zerstört. Die 60-70 anwesenden Personen konnten sich durch die Seitentüren retten. L10125

Das Filmtheater P 6 , 20 wurde 1911 nochmals als "Eldorado" von einem neuen Betreiber wiedereröffnet, aber schon nach wenigen Wochen wieder geschlossen. Die letzte Erwähnung in der lokalen Presse war am 3. April 1911.

Das neue, grössere Haus hatte eine feingliedrige Fassade aus gelbem Sandstein. Am Eingang wurde ein grosser Vorplatz geschaffen, welcher es ermöglichte, dass der Besucher nach dem Verlassen des Theaters nicht sofort ins Strassengewühl gelangte. Im Vorraum selbst, dessen Wände mit Marmor verkleidet waren, befanden sich die Kassenräume und die Eingänge zum Saal, der in das Parterre des Hauses eingebaut war. Der Boden des Zuschauerraumes senkte sich zu der Bühne hin. Die Bestuhlung bestand aus niedrigen Klappsesseln. Als Zuschauerraum diente auch eine Empore, die der Bühne gegenüberlag und auf der sich die Logen und die Balkonplätze befanden. Zur Loge führte gleich vom Eingang eine bequeme, mit Teppichen ausgelegte Marmortreppe. Der Raum darunter wurde als Garderobe genutzt. In unmittelbarer Nähe davon befand sich auch ein Buffet. Vor der Bühne war der versenkte Orchesterraum eingebaut, der den Zuschauerraum durch ein goldenes Geländer trennte. Der Theaterraum war hoch, die Decke leicht gewölbt und mit grauem Rauhputz versehen. Dazwischen waren in harmonischer Anordnung die elektrischen Beleuchtungskörper eingelassen. Die Wände waren zum Teil mit Kassettenfries versehen, zwischen denen Pilaster zur Decke emporstrebten. Die Grundfarben waren Weiss und Blau, die Kanten in Gold gehalten. Das Haus besass eine eigene Ozon-Dampfbeheizung-Vakuum- sowie Notbeleuchtungs-Anlage. Der Vorführraum befand sich über der Empore und war durch eine Treppe vom Hof aus erreichbar. Er bestand aus Sicherheitsgründen aus zwei getrennten Räumen - einem für die Apperate und einem für die (damals noch leicht entflammbaren) Filmrollen. Die Eröffnung fand am 22.Oktober 1910 statt. Bei dieser Vorstellung spielte das Orchester des Mannheimer Theaters zu einem Grammophonvortrag Carusos - eine seltsame Mischung, die dem Publikum aber anscheinend gefiel.

Den ausführlichen Text in der Zeitschrift "Der Kinematograph" finden Sie hier

In den 20ern wurden laut einem Bericht der "Lichtbildbühne" Doppelprogramme angeboten.  L26157

Von 1929 bis 1934 hieß das Kino "Roxy" - die Ufa hatte sich nach dem Neubau des "Universums" von dem Haus getrennt - und wurde dann im Zuge der Verbreiterung der Planken abgerissen.


Ufa-Theater 1926 (Bildquelle: Der Kinematograph 996/1926)

Ufa-Theater 1929 (Bildquelle: Sammlung Josef Kaiser, Ludwigshafen am Rhein)

Ein Bild vom späteren "Roxy" finden Sie hier. Und hier. Ein Bild vom "U.T.-Saal finden Sie hier. Ein Bild vom alten U.T. hier.

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Datum der Erstellung/letztes Update: 19.10.2021