GLORIA |
Pforzheim (Baden-Württemberg), Bahnhofstr. 10
eröffnet: | Dezember 1956 |
geschlossen: | 1979 |
Sitzplätze: | 520 (1958/1980) |
Architekt: | Bernd Gutmann, Karlsruhe |
Betreiber: | FTB Robert König 1956-1980 |
Das
"Gloria" wurde Ende 1956 als 13. Filmtheater der überregional tätigen
Filmtheaterbetriebe Robert König in der Pforzheimer Bahnhofstraße 10
eröffnet. Robert König betrieb lange Jahre auch das "Universum" sowie
später auch das "Cinema". Das "Gloria" verfügte über 510 Plätze und
sollte nach Intuition des Betreibers durch "gediegene Gestaltung den
Ansprüchen eines großstädtischen Publikums gerecht werden". Blickfang
im Saal war der von unten angestrahlte goldgelbe Bühnenvorhang. Die
technische Ausstattng bestand aus zwei Bauer 8A-Projektoren mit HI
75B-Lampen, einer Klangfilm Magnetton-Anlage sowie
Klangfilm-Gleichrichtern. In der offiziellen
Eröffnungs-Festvorstellung, das von Darbietungen des Südwestdeutschen
Kammerorchesters unter Stabführung von Friedhelm Tillegant umrahmt war
und deren Gesamterlös dem Armenfonds der Stadt Pforzheim zugute kam,
hob sich der Vorhang für den Kassenknüller "Die Trapp-Familie",welcher
laut Verleihangaben im Gloria über 23.000 Besucher in den ersten drei
Wochen erreichte. Ruth Leuverick, die Hauptdarstellerin, beehrte am
nächsten Tag das Pforzheimer Filmtheater mit ihrem Besuch. N5710 E5703
Dieser Erfolg sollte in der immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Situation der Kinobranche in den 1960er Jahren nicht ewig andauern. Schnell entwickelte sich das Gloria, um auf dem hart umkämpften Markt überleben zu können, zum Spezial-Theater. Zuerst mit 3D-Filmen ("Das Kabinett des Dr. Bondi") und in den 1970er Jahren mit der großen Soft-Sex-Welle wurde "unterm Dirndl gejodelt und unterm Röckchen vom Böckchen gestoßen". Als 1974 durch eine Gesetzeslücke auch die Vorführung harter Pornografie in Filmtheatern möglich wurde (was durch exakt dieses Gesetz eigentlich verhindert werden sollte), hatte das Gloria seine endgültige Bestimmung gefunden. Der Betrieb wurde mit Filmen des Pornogenres bis 1980 aufrecht erhalten. Das Kino wurde geschlossen und in ein Fast-Food-Restaurant umgewandelt; eine Funktion, welche das Gebäude bis heute inne hat.
Die harten Sexfilme wurden in Pforzheim trotzdem noch bis Mitte der 1980er Jahre im Kino gezeigt. In täglichen Spätvorstellungen im Rex 3 um 22:30 Uhr sowie im Bambi, dem kleinsten Kino im Universum von Montag bis Mittwoch unter dem Label "Bambi Erotik Studio". Dann war die Zeit für diese Art der Filmdarbietung zumindest im Kino vorbei. Die Möglichkeit der intimen Betrachtung per Video zu Hause hatte sich gegen das "Massenerlebnis Kino" durchgesetzt.
![]() Vielen Dank an Robert Bernnat für die zwei linken Bilder und Informationen |
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Saal 1957 (Bildquelle: Der Neue Film 11/1957) |