ATRIUM

Stuttgart (Baden-Württemberg), Lange Str. 4a

eröffnet: 1952
geschlossen: 1996
Sitzplätze: 737 (1958) - 711 (1959) - 335/198/75 (1980)
Architekt: Hans Kieser
Betreiber: Familie Colm (Planie-Lichtspiele GmbH)            1952-1996

Das Atrium wurde 1952 von Architekt Hans Kieser in fünfeinhalbmonatiger Bauzeit auf nur 400 qm Grundfläche erstellt und war mit über 700 Plätzen (einschließlich Balkon) immer das Haus der guten Filme. Das Foyer befand sich im ersten Stock des Gebäudes. Neben hübschen Vitrinen fiel das große Blumenfenster mit den damals neuartigen Schwingflügelfenstern auf. Uber dem amphitheatralisch in einer 10-prozentigen Steigung hochgeführten Parkett und dem in schönem Rund ausschwingenden, stark hochgezogenen Balkon wölbte sich in 10 m Höhe eine freischwebende, mit einem Farblichtwerk versehene, begehbare Akustikdecke mit 30.000 Löchern. Die Wände des Zuschauerraumes waren in rötlichen und bläulichen Pastellfarben gehalten, dazu harmonierten die gelb-blauen Vorhänge. Die einheitliche Bestuhlung mit hygienischem Kunststoffbezug schimmerte in silbergemustertem Grün. Mit "Faserit" war hier zum ersten Mal in Deutschland ein neuer, aus der Schweiz kommender den Schall absorbierender Wandputzverwendet worden. Die Ernemann X-Maschinen bestrahlten genau rechtwinklig die 4,5 x 3,5 m große Leinwand. Schwerhörigenanlage und vollautomatische Klimaanlage vervollständigten die technische Einrichtung. Zur Eröffnung, zu der der Filmdarsteller Theodor Loos und Erwin Lehn mit seinem Südfunk-Unterhaltungsorchester teilnahmen, wurde der Ernst Lubisch-Film "Ein himmlicher Sünder" gespielt.  E5245 W5246 

Als vierte deutsche Großstadt konnte Stuttgart 1959 im technisch völlig umgewandelten und auch dekorativ neu gestalteten "Atrium" den Cinemiracle-Film "Windjammer" sehen. Das Theater hatte jetzt nur noch 711 Plätze. Durch den von Architekt Kieser vorgenommenen Umbau des Vorführraums wurde ein Balkonausschnitt von 14 Logenplätzen erforderlich, der dem Theater eine aufgelockerte Form gab. In den Balkon musste ein durchgehender, durch vier bis in den Keller gehende Säulen gestützter Eisenträger eingezogen werden. Die neue "Harkness"-Leinwand (14 x 7 m) nahm die ganze Vorderseite des Raums in Anspruch, konnte aber - je nach Art des jeweiligen Films - mittels vier dunkelblauen Kordblenden, die alle gesondert verschiebbar waren, beliebig verkleinert werden. Der aus lila Samt verarbeitete Vorhang bildete einen Kontrast zu dem hellen Gelb des Theaterraums. Die gelbe Rückwand war durch ein interessantes Muster aus schwarzen, rechteckigen Tafeln unterbrochen. Die Firma "Modem Cinema Systems KG" aus München verwendete hier erstmals eine neue Dreifach-Projektorenanlage, die von der Kinoton GmbH, München, zusammen mit Philips (SPP- Blitzlampe) entwickelt wurde und die sich verblüffend raumsparend, im Aufbau (innerhalb von 44 Stunden) schnell und Im Anschluss so unkompliziert zeigte, daß sie künftig auch in weniger großzügig ausgebauten Vorführungsräumen aufgestellt werden konnte, zumal durch eine neuartige Femsteuerungsanlage das Bedienungspersonal der umfangreichen Bild- und G-Kanal-)Magnetton-Anlage eingeschränkt werden konnte. Die Kinotonprojektoren für das 3-Streifen Cinerama-Verfahren waren damals allerdings nur geliehen und dann in anderen Häusern für Cinerama/Cinemiracle Vorführungen eingebaut. Die deutsche Cinerama GmbH hat damals schon das Atrium gepachtet, später war es die Olympic Kinokette.  E5967

Ende der 1970er Jahre wurde dann das Atrium geteilt und der Balkon als City Abspielstätte eingerichtet. Jahre später kam dann noch das obere Foyer und ein Kellerraum dazu .Der untere Saal spielte aber noch bis in die 1990er Jahre ab und zu 70 mm Filme. "Doktor Schiwago" war wohl der Titel, der mit über 90 Wochen am längsten im Atrium lief. Auch "My Fair Lady" war ein sehr großer Erfolg.

Heute ist das Haus Atrium nur noch als Geschäftshaus erhalten.


Ansicht 1965

Ansicht 1973

Vielen Dank an Hans Hänssler für die oberen Bilder und Informationen

Saal 1973

Fassade 1957 (Bildquelle: Der Neue Film 1/1958)

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Datum der Erstellung/letztes Update:  27.04.2025 - © allekinos.com