BALI (Bahnhofs-Lichtspiele) |
Stuttgart (Baden-Württemberg),
Hauptstr. 22
eröffnet: |
1949 |
geschlossen: |
Mitte 80er |
Sitzplätze: |
463 (1949) - 437 (1950) - 503(1955) - 465 (1978) |
Architekt: |
Dr. Eger (Einbau 1949) - Hans Kieser (Umbau 1955) |
Betreiber: |
Friedrich Bauer & Dieckmann 1949-1955 Friedrich & Heinrich Bauer 1956-mind.1967 AKI,
Frankfurt
mind.1978-
|
Bereits im
Sommer 1949 eröffnete das erste Bahnhofskino Deutschlands im Stuttgarter
Hauptbahnhof seine Pforten. Architekt Dr. Eger baute es in einem zerstörten
Wartesaal am Westende der Empfangshalle vor den Bahnsteifausgängen ein. Das Kino
hatte als Besonderheit eine durch Glasfenster verschließbare "Kritiker-Loge".
Der Saal hatte eine Länge von 23 Meter, eine Breite von 12 m und eine Höhe von 7
m. Ein ursprünglich im hinteren Teil positioniertes Podium wurde durch eine
Steigung der Sitzreihen von 8 % überdeckt, so das von jedem Platz eine gute
Sicht auf die 4,25 x 5,14 m große Bildwand gegeben war. Das Podium und zwei im
Raum vorhandene Säulen machten eine Aufhängung der Leinwand an der Eingangsseite
notwendig. Der Zutritt erfolgte vom Kopfbahnsteig her an zwei Kassenschaltern
vorbei durch ein im Grundriss quadratisches Foyer von rund 60 qm und 4,80 m Höhe
mit figurenbemalter blauer Decke. Über jedem der beiden Zugänge zum
Zuschauerraumbefand sich, die Bildwand flankierend, eine matt
erleuchtete Uhr, die die Reisenden über die Zeit orientierte. Der hintere Teil
des ursprünglichen Raums von 5 m Tiefe konnte nicht für Sitzplätze genutzt
werden, da durch die Säulen die Sicht zu sehr verschlechtert worden wäre. Er
wurde abgeteilt und enthielt neben Direktion- und Verwaltungszimmern in der
Mitte oben erwähnte Loge. Darüber befand sich der Vorführraum mit 2 Bauer B
8-Maschinen. Vom Vorführraum führte eine Treppe direkt ins Freie. Um die Akustik
zu verbessern, wurde zum Aufschlucken der hohen Töne an den Seitenwänden 210 qm
Glaswollputz und an der Rückwand 100 qm Dyckerhoff-Platten aus gepressten
Holzspänen angebracht. Der untere Teil der seitenwände erhielt eine Vertäfelung
zur Dämpfung der tiefen Töne mit membranösen, künstlerischen Hartfaserplatten im
Gesamtausmaß von 140 qm. Außerdem wurden zur Dämpfung der tiefen Töne hinter der
Bildwand etwa 100 qm weiche Dämmplatten verwendet. Aus dem warmen Naturholzton
der Platten, der violett-grau behandelten Glaswolle und dem silbergrauen Plüsch
des Vorhangs ergab sich ein schöner Farbzusammenklang. Die vier querlaufenden,
starken Unterzüge der Betondecke zeigten auf weißem Grund ein Mäander in Gold
und Schwarz, während in den Längsrippen darüber ein tiefes, pompejanisches Rot
vorherrschte. Das schwarz-goldene Mäandermotiv kehrte an der nach hinten
gestaffelten. weißgrundierten Bühneneinfassung wieder. Gute Effekte erzielte die
Beleuchtung mit sparsamen Mitteln - an jeder Längswand je drei
Neonröhren-Gruppen zu je drei Röhren mit 2,30 m Länge auf holzglanzpolierten
Messingreflektoren und über diesen auf jeder Seite noch fünf große, flache
Messinghalbschalen, die zur Decke strahlten und über einen Verdunkler bedient
wurden. Das weiß-bläuliche Licht der Neonröhren (Gesamtverbrauch 1 kwh) und das
warme Gelbe der Deckenstrahler, die wie Opferschalen wirkten, entrissen den
Besucher beim Eintreten dem Alltag.
Gespielt wurde von 11:00 vormittags bis
3 Uhr morgens. W4932
Durch großzügige Umbauarbeiten ist das „BALl-Kino im Hauptbahnhof"
innen und außen völlig verändert worden. Die nach den Entwürfen des Stuttgarter
Kino-Architekten Hans Kieser neugestalteten und vergrößerten Räume (jetzt 503
Plätze) sind in Form und Farbe zu einer Sehenswürdigkeit geworden. Leuchtet doch
unterhalb der auf CinemaScope-Größe weiterten Bildwand (12 m) im Farbzauber
einer Lichtorgel ein 12 qm großes Glas-Mosaik mit balinesischen Motiven, —
strahlen dekorative Wandleuchten in der Form der tropischen Gummibaum-Blätter
mildes Licht in den akustisch geschickt angelegten Theaterraum. Auch bei der
Bestuhlung (von Löffler, Stuttgart-Zuffenhausen) gibt es eine Neuerung: den
Farben der Eintrittskarten entsprechen genau die verschiedenfarbigen Sitzreihen.
Mit neuen B 12-Projektoren von Kino-B AUER, Stuttgart-Untertürkheim, werden alle
modernen Verfahren: Breitwand-CinemaScope-Licht- und Magnetton mit
Raumeffekt-Lautsprechern gemeistert. Im erweiterten Foyer des Bali, in dem
täglich 7 Vorstellungen laufen, lockt ein flaschenfunkelnde Bar. Bei der
Wiedereröffnung begrüßte Vizekonsul Fr. Bauer, als Hauptgesellschafter der
Bahnhof-Lichtspiele GmbH, das Premierenpublikum, das in westdeutscher
Erstaufführung „Liebe, Brot und Eifersucht" (Union) zu sehen
bekam. E5548
Quelle: Das Filmtheater 7-10/1955 N5571
Foyer 1949 (Bildquelle: Der Neue Film 14/1949) | Halbplastische Aussenwerbung zum Start des Films "Weiße Hölle am Mont Blanc" 1951 (Bildquelle: Filmwoche 48/1951) |
Ein Bild vom Saal finden Sie hier
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Datum der Erstellung/letztes Update: 02.05.2020 - © allekinos.com