DELPHI

Stuttgart (Baden-Württemberg), Tübinger Str. 6

eröffnet: 15.3.1912
geschlossen: in Betrieb
Sitzplätze: 450 (1912) - 700 (1918) - 470 (1920) - 500 (1930/1958) - 288/104 (1980) - 244/80 (2007)
Architekt: Storz & Lang - Hans Kieser (Umbau 1965)
Betreiber: Pagu, Frankfurt, später U.T., Berlin                     1912-1919                   Kinoname. U.T.-Lichtspiele
Schwäbische Urania (Ufa)                                   1920-30.6.1926
Wilhelm Nagel & Karl (später Emma)Kauderer   1.7.1926-1932             neuer Kinoname: Union  L26155
Wilhelm Nagel                                                    1933-1962
Hildegard, später Elise Nagel                              30.4.1962-1965
Colm FTB                                                          12.2.1965-2001           neuer Kinoname: Delphi
Arthaus FTB                                                       seit 2001

Das Delphi ist das älteste noch existierende Stuttgarter Kino.. Eröffnet wurde es 1912. In den 60ern wurde der Balkon zu einem eigenen Kinosaal umgebaut. Heute ist das Delphi ein modern gestaltetes Kino mit einem ansprechenden Programm. [Quelle: "Von Atlantis bis Urania - Filmtheater in Baden-Württemberg" von Herbert Spaich, Bleicher Verlag, Gerlingen, 2003]

Freitag, den 15.März 1912 fand vor geladenen Gästen die Eröffnung des "Uniontheaters" Ecke Tübinger- und Königstraße duch das Unternehmen "Projektions-AG Union (Pagu)",Frankfurt statt.

Durch ein mit wuchtiger Skulptur bekröntes Portal und ein mit Marmor ausgestattetem Vestibül betrat man den grossen hohen Saal, der im Parterre etwa 400 Plätze fasste und oben eine breite Galerie mit Königsloge trug. Der Saal hatte eine vornehme Farbtönung mit hellem Grau und diskreten Gold bei dunkelroter Bestuhlung und Wandbekleidung. Die Decke war durch Bänder gegliedert und trug die prächtigen Beleuchtungskörper. Auch die Bühne war durch architektonische Ausgestaltung des Rahmens im antiken Stil eigenartig gestaltet.

Das Eröffnungsprogramm war abwechslungsreich und geschickt zusammengestellt: Der Sprecher des Prologs - Herr A. Mellini aus Berlin - so verkündete der Geschäftsführer , habe sich mit dem Zug leider verspätet , und nun sah man bildlich dargestellt ihn eben am Bahnhof Stuttgart austeigen und nach einer verzweifelten Irrfahrt endlich zu Pferd in der Tübingerstraße ankommen und - der richtige Mellini kam atemlos hereingestürtzt, freudig überrascht von der Fixigkeit des Kinematographen, der sein ganzes Mißgeschick schon verraten habe. Nach einem weiteren satirischen Prolog folgten Bilder der letzten Ereignisse. Der zweite Teil zeigte ethnologische Bilder aus Borneo und Sujets von den Niagarafällen sowie Szenen aus einem Walzwerk. Eine Reihe berühmter Bühnenkünstler in ihren Hauptrollen vervollständigte das hübsche Gesamtbild. (Quelle: Kinematograph 273)

Bis 1926 gehörte das Kino zum Ufa-Konzern. Dann kaufte Wilhelm Nagel das Filmtheater. Seine Familie betrieb es anschließend 40 Jahre lang.

Nach dem 2. Weltkrieg war es das erste Kino, das wieder Filme zeigen konnte. 1955 wurde eine neue technische Anlage installiert, die aus einer kompletten Zeiss-Ikon-Anlage für CinemaScope-Magnetton bestand. Auch im Saal wurde erneuert. Die Wände wurden mit blauem Acella bespannt, der Vorhang zeigte bunte, abstrakte Muster.  E5511 N5592

Der Umbenennung 1965 von Union-Theater in Delphi war ein größerer Umbau voran gegangen. Aus dem Vorkrieg-Filmpalast wurde ein modernes Kino. Zur Neueröffnung schrieb die Zeitung "Das Filmtheater":
"Der durch viele Neu-und Umbauten renommierte Stuttgarter Filmtheater-Architekt Hans Kieser hat diese umfängliche Aufgabe so koordiniert, daß sich bereits nach 12 Tagen harter Tag- und Nacht-Arbeit ein neues Filmtheater präsentierte, das, in ein Grün-Grau-Rosa-Farbkleid gehüllt, durch weit aufgelockerte Hochpolster - Sitzanordnung hinlänglich ausweist, wie sehr man auf eine behagliche und bequeme Ausgestaltung bedacht war. Die bild- und tontechnischen Anlagen wurden durch die Kinotechnische Vertriebsgesellschaft m. b. H. Erich Schulz (Zweigstelle Stuttgart: Otto Jaensch) erneuert und erweitert und auf Großprojektion mit Stereoton umgestellt. Die riesige Bildfläche zieht sich jetzt von Wand zu Wand und wird von einem prächtigen Wolkenstore als platzsparendem Vorhang verdeckt.
Der ansehnlichen Theatergruppe der Planie-Lichtspiele GmbH. (Frau Friedl Colm), die sich künftig ausschließlich auf Stuttgart konzentrieren will, hat sich also mit dem DELPHI ein architektonisch und technisch neues und repräsentatives Erstaufführungshaus zugesellt, in dem Peter Colm jr. als Inhaber einen modernen Spielplan mit ausgewählten internationalen Filmen für die breite Öffentlichkeit pflegen will.
Am 12. Februar 1965 war die offizielle Eröffnung. Erstes Programm: die ausgefallene Alec Guinness-Mörderkomödie: „Adel verpflichtet" (in neuer Synchronfassung im ATLAS-Verleih)."

Nach der Insolvenz der Colm-Betriebe fand sich ein neuer Betreiber.


Fotos von 2004

Ansicht 1965 (Bildquelle: Das Filmtheater 1/1965)

Fassadenentwurf 1912   (Bildquelle:"Lichtbildbühne" 12/1912


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