KALI (Kammerlichtspiele)

Stuttgart (Baden-Württemberg), Marienstr. 18

eröffnet: 23.12.1915
geschlossen: 10.7.2000
Sitzplätze: 800 (1918) - 850 (1958) - 800 (1967) - 423/153 (1978/1983) - 323/131/74 (1999)
Architekt: Eisenlohr & Pfennig (Wiederaufbau 1949) - Hans Kieser (Umbau 1956/1966)
Betreiber: August Daub                                 1915-ca.1943
Willy Schweinfurth, Karlsruhe        1949-1957
Palast AG  Theile                          1958-2000

Die "Kammerlichtspiele" wurden 1915 in Anwesenheit der letzten württembergischen Königin und ihren Hofdamen als einer der ersten Kinozweckbauten Deutschlands eröffnet.

Das Gewölbe der Halle zeigte einen besternten Nachthimmel. Imponierend wirkte der zum Wintergarten ausgestaltete Vorraum der oberen Plätze, dessen Hauptwand ein Marmorbrunnen krönte.Verblüffend war die Lüftungsanlage: Ein Netz von Kanälen durchzog Wände und Decken, welches der normalen Frischluftzufuhr genüge tat, während zur rechten Entlüftung 3 gewaltige Luftschläuche mit Horizontalventilatoren zur Verfügung standen, die durch Umschaltung große Mengen frischer Luft in den Saal zu pressen vermochten. Die Beleuchtung war durchweg indirekt. Eigenartig war der versenkte Orchesterraum unter der Bildwand, darüber schwebte eine Uhr mit durchleuchtetem Zifferblatt. Der Vorhang wurde elektrisch mit gleichzeitigem Gongschlag von der Bühne aus geöffnet.

Im 2. Weltkrieg blieben nur noch Trümmer. Aber bereits am 1. April 1949 - nur wenige Wochen nach der Wiedereröffnung der "Palast-Lichtspiele" -  zeigte es sich wieder mit 800 Sitzplätzen. Der unzerstörte Bestand des Deckengewölbes und die unregelmäßige Form des alten Saales zwangen zu neuer Raumgestaltung. Zur Lösung der akustischen Probleme holte Betreiber Willi Schweinfurth den Experten Carl Schoeps aus Karlsruhe zur Hilfe. Projiziert wurde auf einer Fläche von 4,5 x 6 Meter.Die technische Ausstattung bestand aus Bauer-8-Projektoren mit HI-Lampen und Bauer-Roxy -Tongeräten. Erster gezeigter Film nach dem Krieg war "Arzt und Dämon" (Original: "Dr. Jeckyll und Mr. Hyde") N4911 W4930

Beim Umbau 1954 wurden die Eingangfront und das Kassenhalle erheblich vergrößert, das Glasdach um 2,5 m vorgezogen. Das Foyer und die übrigen Vorräume gewannen an Größe. Hierfür wurde der alte Rangfoyer-Aufgang entfernt, dessen Aufgabe nun eine seitlich gelegene bisherige Bürotreppe erfüllte. Der Innenraum erstrahlte in hellen Farbtönen und die Guckkastenbühne wurde durch den Einbau eines konkav laufenden blauen Velour-Vorhangs, der sich über die gesamte Breite des Innenraums hinzog, modernisiert und seitlich gestreckt. Vor der lichteren Decke und der nachgedunkelten Holzverschalung der Wände, denen ein Akustik-Verputz zwischengefügt wurde, hob sich der himbeerrote Cordsamt von 800 bequemen Hochpolstersesseln leuchtend ab. Fast gleichzeitig mit einem Kieler Filmtheater erhielt das "Kali" als zweites Kino in Deutschland  Notplätze mit Rückenlehne. Zur festlichen Wiedereröffnung wurde "Dürfen Frauen so sein?" gezeigt. E5433 N5464

1956 wurde das Kino im Rahmen eines notwendigen Umbaus auf CinemaScope umgestellt. Durch Vergrößerung der Bühne, die sich jetzt über die gesamte Theaterbreite erstreckte, und durch Abbau des Seitenbalkons war es nun nach Ergänzung der technischen Anlage möglich, sämtliche Breitbild- und CinemaScope-Verfahren vorzuführen. Der Stuttgarter Filmtheater-Architekt Hans Kieser, der schon für Willy Schweinfurth die Karlsruher Häuser Universum und Gloria-Palast gebaut hat, leitete auch diesen Umbau.
N5682
E5677 

Zur Feier des 50-jährigen Bestehens wurde das Haus in einer einmonatigen Betriebspause 1966 erneut durch Hans Kieser umgestaltet (wobei man hier um ein Jahr zu spät war...). Fassade, Eingang und Foyer wurden verändert und erweitert. Der Bequemlichkeit wurden nicht weniger als 150 Sitze geopfert. Ein um 50 Prozent vergrößertes Leinwandformat und eine Stereo-Tonanlage waren die optischen und akustischen Neuerungen in dem Theater, welches seit 1959 von Theaterleiter Egon M. Meisinger geführt wurde. Bei der effektvollen Jubiläums- und Wiedereröffnungsfeier füllte der farbige Belmondo-Film "Die tollen Abenteuer des Monsieur L." das Festprogramm.  E6628 

1986 wurde ein weitere Minikino (zur "optimalen Filmauswertung" - so der damalige Geschäftsführer Kar-Heinz Köhnlein ) im Foyer eingebaut. Im verbliebenen Restfoyer befand sich neben der Kasse eine Bistro-Bar mit 20 Sitzplätzen, die bis Filmende geöffnet hatte.


ehemaliges "Kali" um 2003

ehemaliges "Kali" um 2003

entkerntes Foyer 2018
Vielen Dank an Thomas Balzer  für das Bild

      


       
Vielen Dank an Robert Bernnat für diese 3 Bilder

               

   
   

       


Bilder von 1984 -sie entstanden während der Dreharbeiten  zu  "L-Film,Liebe,Laster,Leidenschaft"  (Ausstrahlung am 03.04.1985 im Rahmen des "Kleinen Fersehspiels" des ZDF.

Vielen Dank an Thomas Balzer  für die Bilder.

Fassade 1949 (Bildquelle: Der Neue Film 11/49)

Fassade 1954 (Bildquelle: Der Neue Film 64/1954)

Fassade 1949 (Bildquelle: Filmwoche 30/1949)

Saal 1949 (Bildquelle: Filmwoche 30/1949)

Saal 1954 (Bildquelle. Der Neue Film 102/1954)



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